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Verkehrsbranche: 9-Euro-Ticket-Aktion reibungslos angelaufen

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Jun 1, 2022
«Einfach zum Ticket» steht auf dem Fahrkartenautomaten im Erfurter Hauptbahnhof. Bei Bussen und Bahnen hat die Rabattaktion mit dem 9-Euro-Ticket begonnen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Schutt/dpa)

Am ersten Geltungstag des 9-Euro-Tickets sind die Fahrgäste im Berufsverkehr am Mittwochmorgen weitgehend reibungslos ans Ziel gekommen.

In Hamburg, Nürnberg, Dresden und München berichteten die Verkehrsbetriebe von einem normalen Betrieb, auch in Berlin und Erfurt lief die Aktion ohne Chaos an. Die Deutsche Bahn sprach von einer ruhigen Verkehrslage.

«Die Züge waren gut gefüllt, man hat aber überall einen Platz gefunden. So soll das aber auch sein», sagte Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerin Lydia Hüskens (FDP) auf dem Magdeburger Hauptbahnhof. Die Verkehrsbranche erwartet den ersten Härtest für das Pfingstwochenende. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) befürchtet eine Überlastung der Züge. Er sei gespannt, ob die Kapazitäten ausreichen, sagte Hermann in Stuttgart.

Unterstützung für Pendler

Seit Mitternacht gilt das 9-Euro-Ticket. Bei der bislang einmaligen Aktion können Fahrgäste für 9 Euro einen Monat lang bundesweit den Nahverkehr nutzen. Tickets werden für Juni, Juli und August verkauft. Damit sollen Pendler unterstützt werden, weil die Energiepreise stark gestiegen sind. Außerdem sollen für mehr Klimaschutz neue Nutzer dauerhaft zum Umstieg auf die Bahn bewegt werden.

In den Zügen wird großer Andrang erwartet, Fahrgastvertreter halten teils chaotische Zustände in Zügen und auf Bahnhöfen am Pfingstwochenende für möglich. Bis Dienstag waren nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen rund sieben Millionen 9-Euro-Tickets verkauft worden.

Das Ticket gilt nicht in Fernzügen oder Fernbussen. Abonnenten und Jahreskarteninhaber sollen entsprechende Erstattungen erhalten. Der Bund stellt den Ländern unter anderem 2,5 Milliarden Euro bereit, um Einnahmeausfälle der Verkehrsanbieter auszugleichen.

Gleichzeitig sinkt die Energiesteuer, damit das Tanken billiger wird. Mit den milliardenschweren Maßnahmen sollen angesichts hoher Energiepreise unter anderem Pendler unterstützt werden.

«Echter Knaller»

Das 9-Euro-Ticket wird aus Sicht des Bahnbeauftragten der Bundesregierung, Michael Theurer, ein großer Erfolg – und kann den Weg für die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs weisen. «Ich glaube, dass das ein echter Knaller wird», sagte der FDP-Politiker am Mittwoch in Berlin zum Start der Aktion vor Journalisten. Das Ticket komme direkt bei den Nutzerinnen und Nutzern an.

Theurer betonte, das 9-Euro-Ticket könnte wichtige Hinweise für die Zukunft des Nahverkehrs geben. «Wenn wir das Ziel in der Koalition, eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen, erreichen wollen, dann werden wir die Erkenntnisse aus dem 9-Euro-Ticket auch dringend brauchen.» Wenn es gelinge, durch ein konkurrenzlos günstiges Preisangebot Fahrgäste zurückzuholen oder sogar über das Vor-Corona-Niveau zu kommen, dann zeige es, in welche Richtung es gehen könne.

Kein einheitliches Bild im Berufsverkehr am Morgen

Das 9-Euro-Ticket hatte zum Auftakt keinen deutlichen Effekt auf den Berufsverkehr. Darauf deutet eine Analyse des Verkehrsdatenexperten TomTom für die Deutsche Presse-Agentur hin. In zehn deutschen Großstädten und Regionen stellte das Unternehmen am Mittwochmorgen zwar insgesamt etwas weniger und kürzere Staus fest als am Vortag beziehungsweise am Mittwoch vor zwei Wochen. Der Verkehrsfluss insgesamt war allerdings je nach Stadt teilweise besser, teilweise schlechter.

Ralf-Peter Schäfer von TomTom sprach von einem «Trend der leichten Entspannung». Insgesamt habe sich am Mittwoch aber kein einheitliches Bild gezeigt. Im Vergleich zum Mittwoch vor zwei Wochen sei der Verkehr zwar «in allen betrachteten deutschen Städten und Regionen besser geflossen». Im Vergleich zum Dienstag gebe es dagegen eine Verschlechterung in Köln, Düsseldorf und München. In Berlin, Stuttgart, Leipzig sowie den Regionen Ruhrgebiet Ost und Ruhrgebiet West dagegen eine Verbesserung. In Frankfurt am Main zeige sich quasi keine Veränderung und in Hamburg habe einsetzender Regen für eine Verlangsamung des Verkehrs gesorgt.