Der deutsche Aktienmarkt hat zum Start des Monats August überwiegend an seinen Erholungskurs vom Juli angeknüpft. Anleger setzten auf solide Quartalsberichte der Unternehmen, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Zudem bauten sie darauf, dass sich die makroökonomische Datenlage etwas abkühle. Dadurch kämen die Notenbanken aus dem Zugzwang, die Zinsen weiter zu erhöhen und die Aktienmärkte hätten wieder mehr Aufwärtspotenzial.
Der deutsche Leitindex Dax war am Montag im Handelsverlauf auf den höchsten Stand seit Mitte Juni gestiegen, litt im späten Handel aber unter der schwächelnden Wall Street und ging 0,03 Prozent tiefer bei 13.479,63 Punkten aus dem Handel. Am Freitag hatte der Leitindex mit einem Plus von 1,5 Prozent geschlossen und den Monat Juli mit einem Gewinn von rund 5,5 Prozent beendet. Dies war der stärkste Juli-Anstieg seit sechs Jahren, wobei es im Juni auch kräftig nach unten gegangen war.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann am Montag 0,23 Prozent auf 27.427,93 Zähler. Er war im Juli um rund sechs Prozent in die Höhe geschnellt. Der Nebenwerteindex SDax schaffte zu Wochenbeginn ein Plus von 0,57 Prozent.
«Dass die Kurse trotz der ungelösten Probleme wie der drohenden Energiekrise in Deutschland und dem andauernden Krieg in der Ukraine scheinbar Fuß gefasst haben, ist ein starkes Signal und macht nach den sechs ersten desaströsen Börsenmonaten Hoffnung auf eine bessere zweite Jahreshälfte. Es scheint, als wäre alles Negative eingepreist und der Aufschwung hätte bereits begonnen», kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets.
Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Varta nach einer Gewinnwarnung im Fokus. Der anhaltende Druck auf das operative Geschäft ließ die einst gefeierten Papiere des Batterieherstellers unter den größten Verlierern im MDax um dreieinhalb Prozent fallen. Damit stoppten sie ihre jüngste Erholung und knüpften wieder an ihren monatelangen Abwärtstrend an. Wegen trüberer Konjunkturaussichten sowie hoher Rohstoff-, Energie- und Transportkosten hatte Varta seine Jahresziele gesenkt.
Den Papieren von Rheinmetall verhalf eine Empfehlung der britischen Bank HSBC an der MDax-Spitze zu einem Kursaufschlag von rund fünf Prozent. Risiken für die Autosparte hatten Rheinmetall in der vergangenen Woche etwas vorsichtiger auf die Umsatzentwicklung blicken lassen. Treiber ist nach wie vor das Rüstungsgeschäft angesichts der von der Bundesregierung nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ausgerufenen Zeitenwende.
Im SDax trieb die Aussicht auf weitere Aktienkäufe des Großinvestors EQT die Anteilscheine von Suse um gut vier Prozent nach oben. Bislang hält EQT bereits mehr als drei Viertel der Suse-Aktien. Starke Geschäfte in Amerika und Asien stimmen den Auto- und Industriezulieferer Stabilus optimistischer für das laufende Geschäftsjahr. Die Anteilscheine stiegen um mehr als zwei Prozent.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um 0,04 Prozent auf 3706,62 Punkte nach, die nationalen Indizes in Paris und London schlossen etwas deutlicher im Minus. In New York verzeichnete der US-Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsende nur moderate Gewinne.
Der Euro legte zu und notierte zuletzt bei 1,0275 US-Dollar: Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0233 (Freitag: 1,0198) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9772 (0,9806) Euro.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen von 0,77 Prozent am Freitag auf 0,72 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,27 Prozent auf 137,51 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,58 Prozent auf 158,48 Zähler.