Ungeachtet des erwarteten Einbruchs der Baukonjunktur hält Bundesbauministerin Klara Geywitz grundsätzlich am Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr fest. «Das ist kein Hexenwerk, das haben Generationen vor uns auch schon mal geschafft mit 700.000 neuen Wohnungen», wie SPD-Politikerin am Dienstag auf der Immobilienmesse Expo Real in München sagte. Ziel ist nach Geywitz‘ Worten eine höhere Produktivität im Wohnungsbau.
In diesem Jahr erwarten Fachleute aus der Immobilienbranche zunächst einen kräftigen Rückgang des Neubaus. Die Zahl der verwirklichten Projekte werde geringer, sagte Jacopo Mingazzini, Vorstand des Immobilienunternehmens The Grounds Real Estate. «Ich habe gehört, dass es dieses Jahr anstelle der 400 000 angestrebten Wohnungen eher in Richtung 200 000 gehen soll.» Die Kürzung der Wohnungsbauförderung Anfang des Jahres habe zu einem «enormen Vertrauensverlust» geführt, beklagte bei der Podiumsdiskussion Marc Ullrich, Vorstand des Bauvereins Breisgau. «Wer Wohnraum braucht und fordert, der muss auch die entsprechenden Fördermittel zur Verfügung stellen.»
Spitzentreffen zum Wohnungsbau geplant
Das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr hatte sich bereits die große Koalition gesetzt, aber nicht erreicht. «Wir haben’s nie geschafft, wesentlich mehr als 300.000 Wohnungen tatsächlich zu bauen, weil wir diese Kapazitätsengpässe hatten, bei Material bei Fachleuten, bei Boden», räumte Geywitz ein. In der kommenden Woche soll es in Berlin nach Angaben des Immobilienverbands Deutschland ein Spitzentreffen zum Wohnungsbau geben, wie Verbandspräsident Jürgen Michael Schick sagte.
Als ein Mittel, um schneller zu bauen, nannte Bauministerin Geywitz die Digitalisierung der gesamten Kette von Bauplanung, -antrag und -ausführung. Sie dämpfte allerdings Erwartungen, dass eine grundlegende Beschleunigung des Wohnungsbaus über Nacht zu erreichen sei: «Das wird noch eine ganze Weile brauchen, bis wir zu dem Ziel kommen, dass wir es in Deutschland schaffen, eine Kapazitätsausweitung hinzubekommen.»