Schlechte globale Nachfrage und Corona-Lockdowns in China haben den chinesischen Außenhandel unerwartet stark einbrechen lassen. Wie der Zoll am Mittwoch in Peking mitteilte, gingen die Ausfuhren in US-Dollar berechnet im November um 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Es war schon der zweite monatliche Rückgang in Folge.
Die Einfuhren sackten um 10,6 Prozent und damit ebenfalls viel kräftiger ab als von Fachleuten vorhergesagt. Der Außenhandel entwickelte sich mit einem Minus von 9,5 Prozent noch schlechter als beim Einbruch zu Beginn der Pandemie im Mai 2020 um 9,3 Prozent.
Null-Covid-Politik erschwert Produktion
Ein wichtiger Grund für den Rückgang der Ausfuhren ist die schwache globale Nachfrage durch hohe Inflation und Energiepreise in Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Aber auch die Störung der Lieferketten in China durch die Beschränkungen infolge der strikten chinesischen Null-Covid-Politik erschweren weiter die Produktion.
Die weit verbreiteten Lockdowns sowie die anhaltende Immobilienkrise belasten die zweitgrößte Wirtschaft. Auch wird dadurch die heimische Nachfrage gedämpft, was den Importrückgang erklärt. Im Oktober gingen die Einfuhren schon um 0,7 Prozent zurück, während die Ausfuhren erstmals seit mehr als zwei Jahren um 0,3 Prozent rückläufig waren.
Der Abschwung im chinesischen Außenhandel trifft auch deutsche Exporteure. Die deutschen Ausfuhren nach China fielen um 17,5 Prozent. Chinas Exporte nach Deutschland gingen ebenfalls um 14,4 Prozent zurück. Der Rückgang der chinesischen Ausfuhren in die USA war mit einem Minus von 25,4 Prozent sogar noch größer, während China um 7,3 Prozent weniger aus den USA importierte.
Wachstumsvorgabe wird wohl deutlich verfehlt
Für die schwächelnde chinesische Konjunktur ist der Rückgang des Außenhandels nach Ansicht von Experten nur schwer zu verkraften, weil das Exportwachstum seit Beginn der Pandemie vor knapp drei Jahren eine wichtige Stütze für die chinesische Wirtschaft war. So erwarten Experten schon länger, dass die Regierung ihre Wachstumsvorgabe von 5,5 Prozent für dieses Jahr deutlich verfehlen wird.
Mit den Lockdowns – die nach Schätzungen der japanischen Finanzgruppe Nomura Städte und Regionen betrafen, die in normalen Zeiten bis zu einem Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt beisteuern – dürfte die Wirtschaft im November kaum gewachsen sein. Für das vierte Quartal werden damit nur etwas mehr als zwei Prozent erwartet. Nach 8,1 Prozent Zuwachs im Vorjahr erwartet die Weltbank in China in diesem Jahr nur noch ein Plus von 2,8 Prozent.
Um die Konjunktur anzukurbeln, hat die chinesische Regierung wieder massiv in Infrastruktur investiert, Zinsen gesenkt, Steuerrabatte gewährt und den Kauf von Immobilien erleichtert. Die größte Corona-Infektionswelle in der Volksrepublik seit Beginn der Pandemie vor fast drei Jahren und die folgenden weitgehenden Null-Covid-Beschränkungen haben die Wirksamkeit der Stimulus-Maßnahmen aber begrenzt.
Erleichterungen bei Quarantäne und Testpflicht
Seit ein paar Wochen und insbesondere nach der Welle großer Proteste gegen die harten Covid-Maßnahmen Ende November haben die Behörden erste Erleichterungen bei Quarantäne und Testpflicht eingeführt. So können sich Infizierte unter Umständen auch zuhause isolieren. Zudem verlangen etliche Metropolen nicht mehr vielerorts aktuelle negative PCR-Tests – wie etwa an Eingängen zu Supermärkten und Wohnanlagen.
Nach einer Sitzung zur Wirtschaftspolitik unter Leitung von Staats- und Parteichef Xi Jinping am Vortag hob das Politbüro in einer Mitteilung vom Mittwoch hervor, «Stabilität» verfolgen zu wollen. Es solle eine proaktive Haushalts- und umsichtige Geldpolitik umgesetzt werden. Die Maßnahmen zur Vorbeugung von Corona-Masseninfektionen und Kontrolle des Virus müssten «optimiert» werden. Es gelte, energisch die Zuversicht im Markt zu stärken und Wachstum, Beschäftigung und Preise zu stabilisieren.
Die Weltbank fordert gleichwohl weitergehende strukturelle Reformen und warnte vor finanziellen Risiken. «Mittelfristig ist Chinas Wirtschaft weiter mit einem strukturellen Abschwung konfrontiert», hieß es in einer Analyse. «Potenzielles Wachstum befindet sich in einem rückläufigen Trend, der die ungünstige Demografie, das laue Produktionswachstum und steigende Einschränkungen eines schuldengetriebenen Wachstumsmodells widerspiegelt.»