Die Bundesregierung scheitert nach Einschätzung der Bauwirtschaft mit ihrem Versprechen von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr.
«Es droht ein Absturz mit Ansage, die Regierung wird ihr Wohnungsziel krachend verfehlen», sagte der Präsident des Gesamtverbands der deutschen Wohnungswirtschaft, Axel Gedaschko, der «Bild». Bauherren müssten demnach bis zu 60 Prozent mehr Miete verlangen als vor zwei Jahren.
Konkret rechnet Gedaschko in diesem Jahr mit rund 250.000 neugebauten Wohnungen. Für 2023 sagt er 200.000 voraus und für «2024 dann noch weniger». Als Gründe nannte er gestiegene Materialkosten, höhere Zinsen und sinkende staatliche Förderung.
«Die Investoren sind in der doppelten Klemme»
Auch der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Peter Hübner, wies auf die Kostensteigerungen und die gestiegenen Darlehenszinsen hin. «Die Investoren sind in der doppelten Klemme. Das wird perspektivisch dafür sorgen, dass der Wohnungsbau zurückgeht und niemals die Ziele der Bundesregierung erreicht werden können», sagte er den Sendern RTL und ntv. Viele Auftraggeber zögen ihre Aufträge zurück, oder es werde nicht mehr in dem Umfang gebaut, «wie wir uns das vorgestellt haben», sagte Hübner. Gleichzeitig sei die Nachfrage «unendlich».
Gedaschko forderte die Bundesregierung auf, über die Staatsbank KfW die Zinsen für Baudarlehen zu deckeln. Mathias Schäfer, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau, sagte: «Beim Neubau muss jetzt schnell Klarheit über die Fördermöglichkeiten her. Ohne verlässliche Rahmenbedingungen bricht hier noch mehr weg.»
Die Regierung will ungeachtet der Inflation das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr erreichen, darunter 100.000 Sozialwohnungen. Bundeskanzler Olaf Scholz und Bauministerin Klara Geywitz hatten das Ziel nach einem Treffen unter anderem mit der Bauwirtschaft im Oktober im Kanzleramt bekräftigt. Gelingen soll dies mit rund 190 verschiedenen Maßnahmen.