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LNG-Terminal in Lubmin in Betrieb

Bundeskanzler Olaf Scholz und MV-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig geben symbolisch die Anlage frei. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jens Büttner/dpa)

In Lubmin an der Ostsee hat am Samstag das zweite deutsche Terminal für verflüssigtes Erdgas (LNG) offiziell den Betrieb aufgenommen. Im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erhielten die Betreiber der Anlage in Vorpommern die Betriebsgenehmigung.

Nach dem LNG-Terminal im niedersächsischen Wilhelmshaven ist es das zweite deutsche Terminal, das betriebsbereit ist. Es ist nach Betreiberangaben das bisher einzige komplett privat finanzierte Terminal in Deutschland. Auch mit solchen LNG-Importen sollen ausbleibende russische Gaslieferungen ersetzt werden. Dafür wird in Deutschland im Eiltempo eine eigene Infrastruktur aufgebaut.

Bei der Inbetriebnahme verwies Scholz auf Entspannung bei der Energieversorgung und den Gaspreisen. «Wir kommen durch diesen Winter, jeder merkt es bei sich zu Hause, die Gasversorgung ist nicht beeinträchtigt», sagte der Kanzler. «Eine Wirtschaftskrise ist in Deutschland auch ausgeblieben.» Neben milliardenschweren Hilfsprogrammen sei auch die Sicherung der Energieversorgung ein Grund dafür. «Die Preise für Gas auf den Weltmärkten sinken auch hier in Europa, auch in Deutschland.»

Scholz sprach von einem neuen «Deutschland-Tempo», das auch für die schnelle Fertigstellung des Lubminer LNG-Terminals maßgeblich gewesen sei. Ein weiteres Terminal soll in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein in Kürze folgen. «Es wird weitergehen nächste Woche in Brunsbüttel, wo wir auch sehen werden, dass ein Schiff, das für die Regasifizierung notwendig ist, dort ankommt», kündigte Scholz an.

Weitere schwimmende Terminals geplant

Wie das Terminal in Niedersachsen steht die Lubminer Anlage für die Bemühungen Deutschlands, Alternativen zu schaffen für ausbleibende russische Gaslieferungen. In den vergangenen Jahren hatte Deutschland einen Großteil seines Erdgases über die deutsch-russische Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 bezogen. Nach Drosselungen kommt inzwischen gar nichts mehr über diesen Weg. Außerdem ist die Leitung wie die nie in Betrieb gegangene Schwesterleitung Nord Stream 2 durch mutmaßliche Sabotage stark beschädigt.

Flüssigerdgas (LNG) wird aus mehreren Regionen der Welt per Schiff geliefert, wieder in Gas umgewandelt und in das Gasnetz eingespeist. Wie in Wilhelmshaven nimmt in Lubmin ein Spezialschiff das LNG auf, wandelt es um und speist es ein. Diese schwimmenden Terminals konnten schneller in Stellung gebracht werden als feste Anlagen, die auch geplant sind. Der Bund hat mehrere schwimmende Terminals gechartert.

Die eingesetzten oder geplanten schwimmenden Terminals haben je nach Gegebenheit eine Einspeisekapazität von etwa fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich. Allein über Nord Stream 1 kamen 2021 fast 60 Milliarden Kubikmeter. Nach früheren Angaben will Deutschland im Winter 2023/24 etwa ein Drittel des bisherigen Gasbedarfs über schwimmende LNG-Terminals decken. Weitere sollen an den Start gehen.

Kritik von Umweltschützern

Von Umweltverbänden wurde kritisiert, dass Deutschland langfristig Überkapazitäten für den Gasimport schaffe und so den angestrebten Ausstieg aus fossilen Energieträgern behindere. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte darauf verwiesen, dass es bei geplanten Projekten auch Unsicherheiten gebe und Sicherheitspuffer für mögliche Ausfälle nötig seien. Zudem gehe es um eine erweiterte Infrastruktur in Europa, von der andere Länder profitieren könnten.

Das Unternehmen Deutsche Regas beziffert die Kosten für das Lubminer Terminal auf etwa 100 Millionen Euro, die aus Eigenkapital und von Investoren stammten. Anfang der Woche war im Rahmen eines genehmigten Testbetriebs erstmals Gas ins Gasnetz eingeleitet worden. In Wilhelmshaven war es Ende vergangenen Jahres bereits soweit gewesen.

Die Starts der beiden Terminals sind von Kritik begleitet. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat bereits Widerspruch gegen die Betriebsgenehmigung des Terminals in Wilhelmshaven eingelegt und fordert, die Betriebsdauer von 20 Jahren auf höchstens 10 Jahre zu beschränken. Außerdem kritisiert die DUH das Einleiten von mit Bioziden behandeltem Abwasser ins Meer. Mit Blick auf Lubmin kritisieren Verbände eine aus ihrer Sicht überstürzte Genehmigung und verweisen darauf, dass derzeit kein Gasmangel drohe. Zudem gibt es Klagen von Anwohnern über Lärm. Behörden haben Messungen veranlasst.