Bei seinen Verkaufsplänen für zahlreiche Zeitschriften um den Hamburger Verlag Gruner+Jahr hat der Mutterkonzern Bertelsmann erste Angebote erhalten. Konzernchef Thomas Rabe sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Der Verkaufsprozess ist gestartet. Wir haben diese Woche erste Angebote bekommen.»
Der Manager ergänzte: «Diese Angebote sichten wir jetzt und gehen dann auf die Bieter zu. Ich bin zuversichtlich, dass wir den Verkaufsprozess im Wesentlichen bis zum Sommer abschließen.»
Im Februar hatte der Medienkonzern RTL Deutschland, der die Magazinsparte von G+J zum Jahr 2022 übernommen hatte, das Aus von mehr als 20 Zeitschriften bekanntgemacht. Zudem sollen mehrere Magazine verkauft werden. Insgesamt würden rund 700 der 1900 Stellen wegfallen. RTL will sich auf Kernmarken wie «Stern» oder «Geo» konzentrieren und dort ins Digitale investieren. RTL erhofft sich Synergien beider Häuser. G+J und RTL zählen zum Portfolio von Bertelsmann in Gütersloh.
Konzernchef Rabe sagte: «Wir haben den Sozialplan diese Woche unterschrieben. Wir haben uns mit den Betriebsräten verständigt auf die Konditionen.» Am selben Tag gab es demnach eine Betriebsversammlung.
Zu den geplanten Titeleinstellungen wolle man in den kommenden Wochen den Fahrplan mit dem Betriebsrat besprechen und die Investitionspläne im Detail ausarbeiten. «Dann wird immer klarer, in welche Richtung die Reise geht», sagte Rabe.
Prognose für 2023: Stabile Geschäftszahlen erwartet
Bertelsmann legte seine Bilanz für das vergangene Jahr vor. Der Konzern rechnet trotz Inflation und Ukraine-Krieg mit stabilen Geschäftszahlen in diesem Jahr. Man erwarte ein moderates bis deutliches Umsatzwachstum und ein stabiles operatives Ergebnis, sagte Rabe.
Im dpa-Gespräch erläuterte er: «Das Jahr hat für Bertelsmann insgesamt recht gut begonnen. Januar und Februar gab es eine ähnliche Wachstumsdynamik wie 2022 mit etwa 8 Prozent nominal und 4 Prozent organisch.» Es gebe zugleich eine Werbeschwäche vor allem im deutschen Fernsehmarkt – das betrifft RTL. Zu Bertelsmann gehören neben dem Medienbereich der Dienstleister Arvato und das Musikgeschäft BMG. Auch im Bildungs- und Investmentbereich ist der Konzern tätig. Ebenso ist der digitale Gesundheitsmarkt stark im Fokus.
Im vergangenen Jahr belastete Bertelsmann wie viele andere Unternehmen die Inflation. Rabe sagte: «Wir schätzen, dass wir einen Kostenauftrieb durch die Inflation von mindestens einer halben Milliarde Euro im Jahr 2022 hatten. Den haben wir ausgeglichen.» Weitere Kostensteigerungen werde es auch in diesem Jahr durch die Inflation geben, zum Beispiel bei Energie- und Personalkosten.
Der Umsatz des Konzerns mit weltweit fast 165.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wuchs 2022 um 8,3 Prozent und organisch um 4,1 Prozent auf 20,2 Milliarden Euro.
Der Gewinn ging auf 1,1 Milliarden Euro zurück. Allerdings hatte es 2021 mit 2,3 Milliarden Euro einen deutlich höheren Wert durch Sondereffekte wie Veräußerungsgewinne gegeben. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag wie im Vorjahr bei 3,2 Milliarden Euro.
Zuletzt gingen einige Pläne des Konzerns nicht auf. So kam es zu Jahresanfang nicht zu einer Fusion auf dem Fernsehmarkt in den Niederlanden. Es hatte Bedenken der Wettbewerbsbehörde gegeben. Auch in Frankreich gab es keinen Zusammenschluss großer TV-Konzerne. RTL wollte große Akteure in diesen Ländern schaffen, um weltweiten Streaminganbietern wie Netflix im jeweiligen Land etwas entgegensetzen zu können. Zudem platzte im November die milliardenschwere Übernahme des US-Buchverlags Simon & Schuster.