Die Rekordinflation und knappere Kassen der Verbraucher haben auch beim Hamburger Versandhändler Otto den Corona-Boom der vergangenen Jahre jäh beendet. Im Ende Februar abgeschlossenen Geschäftsjahr 2022/23 verbuchte die in Deutschland operierende Otto-Einzelgesellschaft im eigenen Geschäft einen Umsatz von rund 4,5 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Gegenüber dem Vorjahr mit 5,1 Milliarden Euro entspricht dies einem Einbruch um fast zwölf Prozent.
Inklusive der stetig wachsenden Zahl der mehr als 5000 (Vorjahr: 3300) Marktplatzpartner, denen Otto sein Portal als Handelsplattform geöffnet hat, betrug das Geschäftsvolumen 6,3 Milliarden Euro, knapp neun Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der Gewinn sei «negativ» ausgefallen, sagte Bereichsvorstand Marc Opelt. «In Summe sind wir sehr unzufrieden.» In den beiden ersten Coronajahren 2020 und 2021 hatte das Geschäft noch mit je zweistelligen Raten zugelegt. Zeitweise Schließungen im stationären Einzelhandel sorgten im gesamten Onlinehandel in der Pandemie für einen beispiellosen Boom.
Weniger Geld in den Taschen
«Es war ein superschweres Jahr für die ganze Branche und auch für uns», bilanzierte Opelt das heimische Otto-Geschäft. Eine Prognose für 2023 sei unter anderem wegen des Ukraine-Krieges sehr schwierig. Man gehe mit einer «realistischeren Planung» in das neue Jahr.
Die Verbraucher hätten wegen der hohen Inflation weniger Geld im Portemonnaie, erklärte Opelt den Einbruch des abgelaufenen Jahres. «Entsprechend meiden sie Spontankäufe, verzichten häufiger auf Markenprodukte und stellen größere Kaufentscheidungen zurück.»
Zufrieden äußerte sich Opelt indes darüber, dass Otto kaum Kundschaft verloren habe. 2022 hätten etwa 11,3 Millionen Kunden bei Otto eingekauft, wenn auch mit «deutlich kleineren Warenkörben». Für das Vorjahr hatte Otto 11,5 Millionen aktive Kunden angegeben, nach 9,9 Millionen im Jahr davor.
Die gesamte Otto Group legt ihre Geschäftszahlen am 24. Mai vor. Nach einer ersten Prognose dürfte der Online-Umsatz 2022/23 weltweit lediglich um etwa zwei Prozent auf etwa 12,1 Milliarden Euro zurückgegangen sein. Als Stütze erweist sich dabei das konjunkturell weniger stark betroffene Ausland.