Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, hat den Verkauf der Heiztechnik-Sparte von Viessmann an den US-Konzern Carrier Global gelobt.
«Dass Amerikaner viele Milliarden Euro in eine innovative mittelständische Firma bei uns investieren, zeigt die Klasse von Technik und Unternehmen in Deutschland», sagte Russwurm der «Wirtschaftswoche». «Ich finde es positiv, wenn amerikanische Unternehmen hierzulande investieren und deutsche Unternehmen in den USA.» Dennoch müsse Europa mit Blick auf die Zukunftsmärkte wettbewerbsfähiger werden.
Russwurm: Europäer müssen mehr Binnenmarkt wagen
China und Amerika würden von den großen Kostenvorteilen auf ihren eigenen Binnenmärkten profitieren. «Die Strategie für uns Europäer muss deshalb sein: mehr Binnenmarkt wagen! Statt 80 Millionen Einwohnern 440 Millionen», forderte Russwurm. «Der Markt muss so groß sein, dass echte Skaleneffekte möglich sind, und aus heimischen Innovationen schneller große Stückzahlen werden.» Skaleneffekte sind Kostenvorteile durch eine Massenproduktion. Sie bezeichnen Größenvorteile, wodurch die in Unternehmen für ein Produkt anfallenden Kosten mit steigender Produktionsmenge sinken.
Russwurm sagte weiter, allzu oft würden Unternehmen beim Wachsen nicht nur auf die 27 Landesgrenzen der EU-Mitgliedstaaten stoßen. «Allein in Deutschland gibt es neben einem Bundesdatenschutzbeauftragten noch 16 Landesdatenschutzbeauftragte, die Regeln mitunter unterschiedlich interpretieren.» Mit diesen Grenzen werde es bei fortschreitender Digitalisierung im Wettbewerb mit den USA und China tatsächlich schwer.
Das nordhessische Unternehmen Viessmann hatte angekündigt, seine Klimasparte an den US-Konkurrenten Carrier Global zu verkaufen. Dazu gehören auch die lukrativen Wärmepumpen. Vor allem sie sollen in Deutschland längerfristig Öl- und Gasheizungen ersetzen.
DIW-Präsident: Deutschland «kleine Volkswirtschaft»
Der Wirtschaftsforscher Marcel Fratzscher sieht den Verkauf der Klimasparte des Heizungsbauers Viessmann ebenfalls positiv. Der Zwölf-Milliarden-Euro-Deal mit dem US-Konkurrenten Carrier Global sei «eine sehr sinnvolle Sache, denn Viessmann ist, ehrlich gesagt, ein exzellentes Unternehmen und hoch innovativ», sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) am Freitag im Deutschlandfunk. Das hessische Familienunternehmen sei zu klein, um im globalen Wettbewerb gegenüber asiatischen und amerikanischen Unternehmen in diesem Markt dauerhaft bestehen zu können. «So gesehen kann man das auch als einen Schutz sehen, dass Viessmann weiter existiert, weiter innovativ sein kann.»