Strom und Gas werden für einige Haushaltskunden etwas günstiger – allerdings oft auf hohem Niveau. Die in den vergangenen Monaten stark gesunkenen Großhandelspreise für Strom und Gas veranlassen immer mehr Grundversorger, ihre Haushaltskundenpreise zu senken. Das Vergleichsportal Verivox zählte von Mai bis Juli insgesamt 91 Preissenkungen bei Stromversorgern, bei Gas 80 Senkungen. Strom wird in der Grundversorgung bei diesen Tarifen demnach im Schnitt um rund 12 Prozent günstiger, Gas um 23 Prozent.
Grundversorger ist das Unternehmen, das in einem Netzgebiet die meisten Haushalte mit Strom beziehungsweise Gas beliefert. Meistens sind die kommunalen Unternehmen wie etwa Stadtwerke Grundversorger. Der Anteil der Haushalte in der Strom-Grundversorgung lag 2021 laut Bundesnetzagentur bei 24 Prozent. Auch 24 Prozent der Gaskunden waren demnach 2021 in der Grundversorgung.
Die Rekordpreise der Energiekrise seien vorbei, insgesamt jedoch «bleibt das Preisniveau hoch», heißt es in der Analyse. So liegen laut Verivox noch immer knapp 80 Prozent aller Strom- und fast 90 Prozent aller Gastarife in der Grundversorgung über den Preisbremsen, die seit Januar gelten und die Bürger bei den Energiekosten entlasten sollen.
Der Arbeitspreis des Grundversorgungstarifs liegt laut Verivox bei 4000 Kilowattstunden Jahresstromverbrauch im Schnitt bei knapp 45,8 Cent je Kilowattstunde. Bei Gas liege der Durchschnitt der Grundversorger bei 15,6 Cent je Kilowattstunde bei 20.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch. Zum Vergleich: Für Strom beträgt der Preisdeckel 40 Cent je Kilowattstunde, bei Gas 12 Cent. Zahlen Kunden höhere Preise, übernimmt der Staat für 80 Prozent des prognostizierten Jahresverbrauchs die Mehrkosten.
Auch Preiserhöhungen sind möglich
Doch nicht alle Grundversorger sind auf Senkungskurs. Das Vergleichsportal Check24 weist darauf hin, dass viele Grundversorger seit Jahresbeginn die Preise erhöht haben. Bei Strom seien es 85 Unternehmen, die im Schnitt 24 Prozent erhöhten, bei Gas 44 Unternehmen, die jetzt durchschnittlich 11 Prozent mehr verlangen.
Der Stadtwerkeverband VKU betonte, dass die Versorgungssicherheit für Stadtwerke und kommunale Energieversorger an erster Stelle stehe. «Sie beschaffen Energie maximal konservativ, das heißt sicher und vorausschauend», sagte ein Sprecher. Sie würden die Preise senken, sobald die Handelspreise langfristig und nachhaltig sänken und es ihre Beschaffungskosten erlaubten. «Auch wenn die allermeisten Stadtwerke eine langfristige, strukturierte Beschaffung vornehmen, unterscheidet sich im Resultat die Höhe der Kundentarife durchaus.» Der Grund liege in den individuellen Beschaffungsstrategien und deren konkreter Umsetzung.
Laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen können Haushalte Grundversorgungsverträge mit einer Frist von zwei Wochen kündigen. Ein Sprecher betonte, dass ein Preis unterhalb der Preisbremsen für die gesamte Energiemenge gelte und nicht nur für 80 Prozent. Andererseits liefen solche Alternativverträge oft 12 oder 24 Monate. Wenn dann die Preise noch weiter sänken, sei man trotzdem an den vereinbarten Preis gebunden.