Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit ihrem Bundesvorsitzenden Claus Weselsky verkündet am Montag in Berlin (15.30 Uhr), mit welchen Forderungen sie im Herbst in die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn ziehen will.
Der bundeseigene Konzern steckt bereits tief in einem schwierigen Tarifkonflikt mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG – und die Forderungen der GDL dürften kaum hinter denen der EVG zurückbleiben. Die Lokführer-Gewerkschaft setzte in den vergangenen Jahren zudem auf eine harte Verhandlungsführung und viele Arbeitsniederlegungen. Die DB und ihre Fahrgäste stehen aller Voraussicht nach vor einem schwierigen Herbst.
Weselsky will «eine Weggabelung aufzeigen»
Denn verhandelt wird zwischen dem Konzern und der GDL erst ab November, bis Ende Oktober gilt eine Friedenspflicht. Zu Warnstreiks darf GDL-Chef Weselsky also bis dahin nicht aufrufen.
Vor der Pressekonferenz am Montag will die Gewerkschaft ihre Mitglieder über die Forderungen informieren. «Neben dem langerprobten Weg über Tarifverhandlungen werden wir auch eine Weggabelung aufzeigen, wie die Arbeits- und Lebensbedingungen der Mitglieder nachhaltig verbessert werden können», teilte die GDL vorab mit.
Bei der Deutschen Bahn werden gut 8000 Beschäftigte nach den mit der GDL ausgehandelten Tarifverträgen bezahlt. Die konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG ist bei dem bundeseigenen Konzern deutlich stärker vertreten, ihr Tarifwerk wird auf gut 180.000 DB-Beschäftigte angewendet. Da die GDL aber vor allem die Interessen der Lokführerinnen und Lokführer vertritt, kann auch sie mit Warnstreiks den Zugverkehr empfindlich stören.
EVG und Bahn in harten Verhandlungen
Die konkurrierende EVG fordert derzeit von der Deutschen Bahn und Dutzenden weiteren Eisenbahn-Unternehmen 650 Euro mehr pro Monat für die Beschäftigten und bei den oberen Lohngruppen ein Plus von 12 Prozent. Die Laufzeit soll nach Gewerkschaftsvorstellung bei zwölf Monaten liegen. Die Deutsche Bahn hat bisher prozentuale Erhöhungen zwischen 8 und 12 Prozent, 2850 Euro Inflationsausgleichsprämie und eine Laufzeit von 24 Monaten vorgeschlagen.
In diesem Tarifkonflikt kam es bereits zu zwei Warnstreiks. Zuletzt sprach vieles für einen weiteren Ausstand, inzwischen haben sich aber beide Seiten darauf verständigt, zunächst erneut in kleinem Kreis nach einer Lösung zu suchen. Der genaue Zeit- und Treffpunkt für dieses Gespräch wurde nicht veröffentlicht.
Drei Streiks bei letztem Konflikt
Der bisher letzte Tarifkonflikt zwischen der GDL und der Deutschen Bahn wurde im September 2021 gelöst. Vereinbart wurden damals Tariferhöhungen von insgesamt 3,3 Prozent sowie Einmalzahlungen – mit Blick auf die deutlich gestiegene Inflation ist ein Abschluss in dieser Größenordnung dieses Mal völlig ausgeschlossen.
Die Gewerkschaft schaffte es damals allerdings auch, Tarifverträge für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Werkstätten und in der Verwaltung abzuschließen. Sie versucht auf diesem Weg, ihren Einfluss im DB-Konzern zu erhöhen, auch wenn die Tarifverträge nicht immer zur Anwendung kommen. Gestreikt wurde bei diesem Tarifkonflikt dreimal, die Ministerpräsidenten von Niedersachsen und Schleswig-Holstein, Stephan Weil (SPD) und Daniel Günther (CDU), vermittelten.