Starke Beschäftigungsdaten aus den USA haben am Donnerstag den Abwärtstrend am deutschen Aktienmarkt deutlich beschleunigt. Der Dax schloss 2,57 Prozent schwächer bei 15.528,54 Punkten. Das bedeutet den vierten Verlusttag in Folge und zudem ein Dreimonatstief. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 2,64 Prozent auf 26.708,44 Punkte bergab.
Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda sprach von einem schweren Schlag für die Hoffnungen auf eine länger anhaltende Zinspause der US-Notenbank Fed. Sollte eine weitere Zinsanhebung Ende Juli nicht ohnehin schon festgestanden haben, dann sei dies jetzt wohl der Fall.
In Europa hatten die Anleger ebenfalls wenig Grund zur Freude. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte weitere 2,93 Prozent auf 4223,09 Punkte ein, und auch für die nationalen Indizes in Paris und London ging es deutlich bergab. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial notierte zum europäischen Handelsende ebenso knapp 1,5 Prozent tiefer wie der technologielastige Nasdaq 100.
Zu den größten Verlierern an deutschen Aktienmarkt zählten die besonders zinssensiblen Immobilienwerte: Vonovia waren mit minus 7,4 Prozent Dax-Schlusslicht, und auch im MDax sowie im Nebenwerte-Index SDax standen die Branchentitel mit am meisten unter Druck.
Viele Anleger nahmen auch Gewinne bei gut gelaufenen Titeln mit. Die Anteile am Sportartikelhersteller Adidas büßten 5,6 Prozent ein, die Titel des Konkurrenten Puma verloren 3,7 Prozent. Beim Baustoffkonzern Heidelberg Materials – seit Jahresbeginn größter Dax-Gewinner – begünstigte eine gestrichene Kaufempfehlung der Bank HSBC Gewinnmitnahmen, die die Aktien mit 4,9 Prozent ins Minus drückten.
Ansonsten sorgten Quartalsberichte für Kursausschläge. Der Online-Apotheke Redcare Pharmacy bescheinigten Börsianer für das zweite Quartal eine überraschend gute Umsatzentwicklung. Die in diesem Jahr bereits sehr stark gelaufenen Papiere behaupteten am Ende ein Kursplus von 7,1 Prozent, was den ersten Platz im MDax bedeutet.
Im SDax punktete Südzucker derweil mit einer Anhebung der Jahresziele. Als einer der wenigen Gewinner am deutschen Markt legten die Aktien um 3,3 Prozent zu.
Dagegen brachen die Papiere von Index-Schlusslicht Suse nach endgültigen Quartalszahlen letztlich um fast 15 Prozent ein. Bei 10,20 Euro hatten die Aktien des Linux-Spezialisten zuvor ein Rekordtief erreicht.
Der Euro konnte sich nach zwei Verlusttagen wieder etwas berappeln und kostete zuletzt 1,0870 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0899 Dollar festgesetzt. Am Anleihenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,51 Prozent am Vortag auf 2,60 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,38 Prozent auf 123,64 Punkte. Der Bund-Future verlor 1,09 Prozent auf 131,18 Zähler.