Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag schwächere Konjunktursignale weitgehend ignoriert und am Nachmittag weiter zugelegt. Das Interesse richtet sich nun vor allem auf die am Nachmittag ab 16 Uhr erwartete Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell zur US-Geldpolitik im Rahmen der Notenbank-Konferenz in Jackson Hole (Wyoming). Am Markt erhofft man sich von der Rede eine Bestätigung, dass der geldpolitische Kurs der Fed ausreichend straff ist.
Der Dax notierte zuletzt 0,67 Prozent höher bei 15.726,06 Punkten. Damit deutet sich für den deutschen Leitindex nach zuletzt drei schwachen Börsenwochen ein Wochenplus von rund einem Prozent an.
Der MDax der mittelgroßen Titel gewann am Freitag 0,13 Prozent auf 27.140,85 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um rund 0,8 Prozent zu.
«Der Dax vollzieht derzeit eine handelstechnisch getriebene Erholung im mittelfristigen Abwärtstrend», stellte Marktexperte Andreas Lipkow fest. Die aktuelle fundamentale Situation spreche aber noch nicht für eine baldige Trendumkehr. Die Signale aus der Realwirtschaft, dem Zinsumfeld und der Inflationsentwicklung lieferten noch keine Kaufsignale. «Es braucht wesentlich positivere Impulse, um den Dax wieder auf Rekordkursniveau heben zu können», so Lipkow.
Unterdessen verschlechterte sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft weiter. Der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtiges deutsches Wirtschaftsbarometer fiel im August zum vierten Mal in Folge auf den tiefsten Stand seit Oktober 2022. Bereits nach drei Rückgängen in Folge sprechen Ökonomen von einem konjunkturellen Wendepunkt hin zu einer Konjunkturschwäche.
Der Ifo-Index habe mit einem stärker als erwarteten Rückgang erneut enttäuscht, kommentierte Helaba-Volkswirt Ralf Umlauf. «Im Hinblick auf die Inflationsgefahren ist zwar zu konstatieren, dass die Schwäche noch nicht nachhaltig den Arbeitsmarkt erreicht hat. In der Tendenz nimmt der Preisdruck aber ab, wie die Entwicklung auf den Vorstufen der Produktion zeigt. Es wäre daher sehr wohl an der Zeit, darüber nachzudenken, ob zumindest eine Zinspause der EZB angemessen ist, zumal die monetäre Entwicklung mit den seit längerem sinkenden Geldmengenwachstumsraten ebenfalls zur Vorsicht mahnt», bemerkte Umlauf.
An der Dax-Spitze setzten die Titel von Adidas nach der jüngsten Talfahrt zu einem Erholungsversuch mit einem Plus von 1,5 Prozent an, gefolgt von den weiter erholten Papieren des Immobilienkonzerns Vonovia mit plus 1,1 Prozent. Am MDax-Ende standen die Aktien des Ticketvermarkters und Veranstalters CTS Eventim mit minus 2,6 Prozent erneut unter Druck.
Die Aktien von Süss Microtec verteuerten sich als bester SDax-Wert um 4,1 Prozent. Zuvor hatte Analyst Jonah Emerson von Hauck Aufhäuser Investment Banking seine Kaufempfehlung für die Papiere des Halbleiterindustrie-Ausrüsters nach starken Quartalszahlen des US-Halbleiterkonzerns Nvidia bekräftigt. Die Nvidia-Resultate, die getrieben seien vom Boom mit Künstlicher Intelligenz (KI), rückten auch Süss in ein positives Licht, so Emerson.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,0813 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt am Vortag auf 1,0840 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9225 Euro gekostet.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,50 Prozent am Vortag auf 2,56 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,25 Prozent auf 124,09 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,19 Prozent auf 132,19 Punkte.