Zinssorgen der Anleger dürften auch in der neuen Woche die weitere Entwicklung des Dax bestimmen. Paradoxerweise sind schlechte Wirtschaftsnachrichten derzeit fast schon Balsam, weil diese den Druck auf die Notenbanken erhöhen, den geldpolitischen Straffungskurs zu beenden. Noch am Freitag könnte es dazu wichtige Aussagen auf dem Notenbanksymposium in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming geben.
Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag schwächere Konjunktursignale weitgehend ignoriert. Der Dax stieg gegen Mittag um 0,25 Prozent auf 15.660,38 Punkte. Damit deutet sich für den deutschen Leitindex nach drei schwachen Börsenwochen ein Wochenplus von rund 0,6 Prozent an.
Der Ifo-Index signalisierte am Freitag mit dem vierten Rückgang in Folge, dass die Stimmung in der deutschen Wirtschaft gedämpft bleibt. Wie der Ökonom Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba daraufhin konstatierte, wäre es «sehr wohl an der Zeit, darüber nachzudenken, ob zumindest eine Zinspause der EZB angemessen ist».
Die sich fortsetzende Schwäche der chinesischen Wirtschaft, die anhaltende Straffung der Geldpolitik in Europa und den USA sowie die politische Unsicherheit hinsichtlich der Energiewende und der Energiepreise belasteten derzeit in den Unternehmen die Stimmung, folgerte am Freitag der ING-Bank-Experte Carsten Brzeski.
Für die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Gratwanderung damit nicht einfacher, darf sie doch bei ihrem Kampf gegen die Inflation die wirtschaftlichen Gefahren nicht unterschätzen. Das gleiche Schicksal ereilt die Währungshüter der US-Notenbank Fed, von der sich Anleger erste Zinssenkungen in einigen Monaten erhoffen. Fed-Chef Jerome Powell könnte noch am Freitag Hinweise liefern, ebenso seine Kollegin Christine Lagarde von der EZB.
Wie die LBBW in einem Wochenkommentar schrieb, deutet vor der «geldpolitischen Sommerpause» vieles darauf hin, dass der elfte Zinsschritt der Fed im Juli der letzte des laufenden Zyklus gewesen sein könnte. Seither veröffentlichte Konjunkturdaten zeichneten aber das Bild, dass sich die US-Wirtschaft bislang «allen Unkenrufen zum Trotz den Belastungsfaktoren von Seiten der Geldpolitik» widersetze.
Kritisch hinterfragt werden dürften daher in den kommenden Tagen einige Wirtschaftsdaten. Auf die aktuellen Zahlen zu den deutschen Verbraucherpreisen am Mittwoch folgen Zahlen vom US-Arbeitsmarkt am Freitag. Dann wird das Programm abgerundet vom Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie, der vom Institut ISM vorgelegt wird.
Mit dem am Donnerstag endenden August könnte dann nach der bekannten Börsenweisheit «Sell in May and go away, but remember to come back in September» eine Zeit beginnen, in der Anleger aus dem Sommerloch zurückkommen und auf eine Jahresendrally hoffen. Vor den nächsten Zinsentscheidungen, die in der Eurozone und den USA am 14. beziehungsweise 20. September erwartet werden, droht die Unsicherheit aber anzuhalten.