Die Pharmasparte des Mainzer Spezialglasherstellers Schott ist fortan ein börsennotiertes Unternehmen. Am Donnerstag wurden Aktien von Schott Pharma erstmals an der Frankfurter Börse gehandelt. Der erste Preis wurde um 9.17 Uhr in Frankfurt mit 30,00 Euro pro Stück angegeben, anschließend läuteten Unternehmenschef Andreas Reisse und Finanzvorständin Almuth Steinkühler die Börsenglocke.
Reisse sprach von einem neuen Kapitel in der Geschichte der im Jahr 2022 ausgegliederten Sparte, die Glasröhrchen, Fläschchen und Spritzen für Arzneimittel herstellt und vom stark wachsenden Geschäft mit injizierbaren Medikamenten profitiert.
Der Ausgabepreis für die Papiere von Schott Pharma war auf 27,00 Euro je Aktie festgelegt worden, das war am oberen Ende der Preisspanne für die rund 34,6 Millionen angebotenen Aktien, die bei 24,50 bis 28,50 Euro gelegen hatte. Insgesamt beläuft sich das Platzierungsvolumen auf 935 Millionen Euro.
Größere unternehmerische Flexibilität und Sichtbarkeit
«Für uns ist es der richtige Zeitpunkt, der Markt ist stabil und wir haben sehr positives Feedback von Investoren erhalten», sagte CFO Steinkühler der Deutschen Presse-Agentur. Der Gang an die Börse bringe eine größere unternehmerische Flexibilität – «und eine Sichtbarkeit – im Markt, aber auch bei Arbeitnehmern. Und es verschafft uns den Zugang zum Kapitalmarkt. Mit so einer Kurssteigerung ist das für uns ein toller Start.»
Im Geschäftsjahr 2022 erzielte Schott Pharma einen Umsatz von 821 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2023 stiegen die Erlöse gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8,4 Prozent auf 670 Millionen Euro.
Das Unternehmen hat in Deutschland neben dem Hauptsitz Mainz einen wichtigen Produktionsstandort im badischen Müllheim. Insgesamt betreibt Schott Pharma nach Unternehmensangaben 16 Produktionsstätten in 14 Ländern. Die Mutter Schott gehört zu 100 Prozent der Carl-Zeiss-Stiftung mit Sitz im baden-württembergischen Heidenheim und im thüringischen Jena.
Glaswerke Beteiligungs- und Export GmbH bleibt Mehrheitseignerin
Schott Pharma hatte den Börsengang schon vor einiger Zeit angekündigt, diesen 2022 wegen Ukraine-Kriegs, Inflation und der Leitzinserhöhungen aber verschoben. Das Unternehmen entschied sich bewusst für den Börsengang in Frankfurt, und geht damit einen anderen Weg als etwa der ebenfalls in Mainz sitzende Impfstoffhersteller Biontech, der in den USA gelistet ist. Auch der aus dem rheinland-pfälzischen Linz am Rhein kommende Sandalenhersteller Birkenstock wird jenseits des Atlantiks an die Börse gehen.
Die bisherige alleinige Gesellschafterin, die Schott-Tochter Glaswerke Beteiligungs- und Export GmbH, wird mit mindestens 77 Prozent des Aktienkapitals Mehrheitseignerin von Schott Pharma bleiben. Als Ankerinvestor konnte Schott Pharma die Qatar Holding gewinnen, die Aktien im Wert von 200 Millionen Euro erwarb und damit 4,9 Prozent hält.
Heiko Leopold von der Deutschen Bank sah beim bislang größten deutschen Börsengang in diesem Jahr ein «enorm großes Interesse» von institutionellen und privaten Anlegern. Er verwies auch auf zahlreiche Beteiligungen deutscher Fonds. Investoren seien insbesondere von der Fokussierung auf Produkte und Lösungen für injizierbare Medikamente überzeugt, sagte Leopold. Deren Wachstumsaussichten seien höher als für den Pharmamarkt insgesamt.
Finanzvorständin Steinkühler sagte, gerade am Anfang werde man schon jeden Tag auf die Entwicklung des Aktienkurses schauen. «Wichtig ist für uns aber der große Trend.»