• Fr. Nov 22nd, 2024

Energie bleibt für Haushalte ein großer Kostenblock

Von

Okt 27, 2023 ,
Flammen auf einem Herd: Niemand weiß, wie sich die Energiepreise entwickeln werden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Lino Mirgeler/dpa)

Die deutschen Verbraucher müssen weiterhin viel Geld für Haushaltsenergie aufwenden. Wärme und elektrischer Strom sind deutlich teurer als zu Beginn des Jahres 2020, also noch vor Corona und Ukraine-Krieg, wie aus einem am Freitag veröffentlichten Preisvergleich des Statistischen Bundesamtes hervorgeht.

Kurzfristig sind zu Beginn der Heizsaison ausgerechnet Strom (+11,1 Prozent) und Fernwärme (+0,3 Prozent) teurer als vor einem Jahr – Energieträger, die besonders für die Heizwende benötigt werden. Alle anderen wie Heizöl, Gas oder feste Brennstoffe waren im September günstiger als vor einem Jahr. Das liegt allerdings allein daran, dass die Preise für Heizöl, Holz und Gas im vergangenen Jahr extreme Höhen erreicht hatten.

Im Langzeitvergleich zeigt sich, dass Gas für die Haushalte aktuell fast doppelt so teuer ist wie zu Beginn des Jahres 2020. Für leichtes Heizöl sind dem Preisindex zufolge sogar 125 Prozent mehr fällig als damals. Brennholz und Pellets sind rund zwei Drittel teurer geworden. Strom und Fernwärme haben die extremen Preissprünge nicht mitgemacht, liegen aber auch jeweils mehr als ein Drittel über dem Vor-Krisen-Niveau.

Experte: Nicht alle Verbraucher profitieren von gesunkenen Börsenpreisen

«Die aktuellen gesunkenen Börsenpreise etwa für Gas sind zwar ein Segen, kommen aber längst nicht bei allen Verbrauchern an», sagt der Energie-Experte Thomas Engelke von dem Verbraucherzentrale Bundesverband. Viele Menschen seien noch in alten Verträgen gebunden oder hätten sich nicht um einen Wechsel bemüht.

Es sei daher richtig, dass die Bundesregierung plane, die im Jahr 2023 eingeführten Energiepreisbremsen für Strom, Gas und Fernwärme bis Ende April zu verlängern. «Das ist eine Vorsorge für die unsichere weitere internationale Entwicklung. Niemand weiß, wie sich Öl- und Gaspreis in diesem Winter entwickeln.» Für zusätzliche Unsicherheit sorgt der Gaza-Krieg. Die entsprechende Beihilfegenehmigung aus Brüssel für die Verlängerung der Preisbremsen steht aber noch aus.

Für Unmut bei Verbraucherschützern und Energieunternehmen gleichermaßen sorgt hingegen der im Kabinett bereits beschlossene Plan, den in der Krise abgesenkten Mehrwertsteuersatz auf Gas und Fernwärme bereits zum Jahreswechsel wieder auf 19 Prozent zu setzen. Das soll rund 2,5 Milliarden Euro zusätzlich in den Bundeshaushalt spülen, bewirkt aber gleichzeitig eine kräftige Preiserhöhung mitten in der Heizperiode. Außerdem fließen nach den Ampel-Plänen zusätzliche rund 1,3 Milliarden Euro durch die stärkere CO2-Preis-Erhöhung für Heizen und Tanken in die Staatskasse. Zum Jahreswechsel soll der CO2-Preis von 30 auf 40 Euro steigen.

BDEW fordert klare Ansagen

Statt Preisbremsen-Ende und Mehrwertsteuer-Änderung synchron abwickeln zu können, stehen die Versorger nun möglicherweise wieder vor ähnlichen Problemen wie vor einem Jahr. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wartet auf klare Ansagen, um Tarife und Abschläge neu zu berechnen und die Kunden über die neuen Preise zu informieren. «Die Bundesregierung muss endlich anerkennen, dass die Unternehmen Zeit brauchen, um ihre IT-Systeme umzustellen. Dies ist schon bei der Einführung der Preisbremsen Ende 2022 massiv unterschätzt worden. Das Chaos vom letzten Jahr muss unbedingt verhindert werden», mahnt BDEW-Chefin Kerstin Andreae.

Einig sind sich Verbraucherschützer und Versorger auch, dass der Strompreis in Deutschland sinken muss, wenn die Energiewende gelingen soll. «Die Haushalte brauchen bald viel mehr Strom, wenn sie Elektroautos und Wärmepumpen einsetzen», sagt Engelke. «Daher muss der Strompreis perspektivisch runter.» Der naheliegende Ansatzpunkt sei die Absenkung der Stromsteuer auf das europarechtlich mögliche Mindestmaß, was rund 2 Cent pro Kilowattstunde bringen würde. Auch bei den Netzentgelten – neben der Beschaffung größter Posten im Strompreis – gebe es Gestaltungsmöglichkeiten.

Von Christian Ebner, dpa