ProSiebenSat.1 wird weniger Serien und Filme aus den USA zeigen und setzt stattdessen auf lokal produzierte Inhalte. Der Anteil von US-Lizenz-Inhalten werde zugunsten lokaler Formate verringert, teilte der Medienkonzern in Unterföhring bei München mit. Damit ende eine langjährige Praxis langfristiger Lizenzverträge in Verbindung mit Hollywood-Studios. Zugleich werde man weiterhin ausgesuchte US-Lizenzinhalte kaufen.
«Unsere Zuschauer sehen unsere lokalen Formate sehr gerne, aber es wird natürlich auch immer wieder US-Produktionen geben, die den Nerv unserer Zuschauer treffen – nur nicht in der Schlaghöhe wie in der Vergangenheit», sagte der Vorstandschef der ProSiebenSat.1 Media SE, Bert Habets, der dpa am Mittwoch. «Deshalb werden wir diese auch weiterhin einkaufen – wenn auch viel selektiver als früher und mit umfangreicheren Rechten, auch für die digitale Verwertung.» Die beliebten Dauerbrenner «Die Simpsons», «The Big Bang Theory» und «How I Met Your Mother» werden weiter auf ProSieben zu sehen sein.
Fokus auf exklusive lokale Inhalte
Habets weiter: «Viele der US-Serien und -Filme sind sehr stark auf den amerikanischen Markt zugeschnitten und versuchen, den Geschmack der ganzen Welt zu treffen, und genau das funktioniert im deutschsprachigen Raum nicht mehr so gut. Die deutschen Zuschauer wollen ihre Realität in den Filmen und Serien widergespiegelt sehen.» Der hohe Anteil an lokalen Inhalten hebe die Programme seiner Gruppe von US-Streamingplattformen ab. Viele US-Inhalte seien inzwischen ohnehin nicht für lineares Fernsehen geeignet, eher für Streaming.
Den Angaben zufolge mindert sich der Wert des Programmvermögens um bis zu 250 Millionen Euro. Der Konzern versicherte, dass es keine Veränderung der Nettofinanzverschuldung gebe. ProSiebenSat.1 will im nächsten Jahr den Fokus noch stärker auf exklusive lokale Inhalte legen. Die Programmaufwendungen erhöhen sich demnach um rund 80 Millionen Euro auf rund 1,05 Milliarden Euro. Das soll sowohl der Streaming-Plattform Joyn als auch in den TV-Programmen in der Prime Time von Sat.1 und ProSieben zugutekommen.
In den vergangenen Jahrzehnten war bei Privatsendern auch hierzulande häufig US-Ware mit Serien oder Filmen ein Kernbestandteil des Programms. Die USA gelten bis heute als Ort, wo Programmtrends entstehen. Zuletzt war hierzulande zu beobachten, dass öffentlich-rechtliche wie auch private Fernseh- und Streaminganbieter sowie weltweite Streaming-Anbieter verstärkt auf lokale Inhalte in den jeweiligen Märkten setzen.
Hoffnung auf Erholung der Werbemärkte
Die zusätzlichen Programminvestitionen werden nach Konzernangaben 2024 dazu führen, dass das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (adjusted Ebitda) im Entertainment-Segment sinken wird. Der Konzern betonte, dass jedoch das Wachstum des Segments langfristig gestärkt und die Digitalisierung forciert werde.
ProSiebenSat.1 rechnet 2024 mit einer leichten Erholung der Werbeumsätze. Insgesamt gehe man von einem Anstieg des gesamten Konzernumsatzes und einer stabilen Ebitda-Entwicklung (bereinigt) im Vergleich zu 2023 aus.
Dieses Jahr werden dem Unternehmen zufolge das bereinigte Ebitda am unteren Ende der Bandbreite von 600 Millionen Euro plus/minus 50 Millionen Euro sowie der Konzernumsatz leicht unterhalb der Zielbandbreite von 4,1 Milliarden Euro plus/minus 150 Millionen Euro liegen.