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Rekord-Dax muss sich Realitäts-Check stellen

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Dez 29, 2023 , , ,
Allen Grund anzustoßen: Zwei Börsenhändler im Handelssaal der Frankfurter Börse. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Nach einem Rekordhoch des Dax kurz vor dem Ende des Börsenjahres 2023 könnte das neue Jahr so ruhig beginnen wie das alte geendet ist. Viele Marktakteure werden erfahrungsgemäß erst in der zweiten oder dritten Januarwoche wieder an die Handelsplätze zurückkehren.

Am Freitag schloss der deutsche Leitindex nach einem verkürzten Handelstag mit einem moderaten Plus von 0,30 Prozent auf 16.752 Punkte. Damit blieb er nahe an seinem Rekordhoch, das Mitte Dezember bei etwas über 17.000 Punkten erreicht wurde.

Mögliche Zinssenkungen befeuern Jahresendrallys

Mit einem Gewinn von rund 20 Prozent war 2023 das zweitbeste Jahr für den Dax in den vergangenen zehn Jahren. «Sobald im neuen Jahr alle aus ihrem Urlaub zurückkommen, steht dann der Realitätscheck für die Jahresendrallys am Aktien- und Rentenmarkt an», schrieb Analyst Thomas Altmann von QC Partners. Dann müsse sich zeigen, wie sehr die Börsianer zum Jahresstart ins Risiko gehen und ob sie bereit seien, auf den aktuellen Kursniveaus auch größere Summen zu investieren.

Angetrieben wurden die Aktienkurse im November und Dezember vor allem vom Szenario wieder sinkender Leitzinsen, vor allem in den USA. Deshalb dürfte am Mittwochabend den Investoren das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank Fed einen Blick wert sein.

Auf dem Treffen Mitte Dezember hatte die Fed Zinssenkungen im kommenden Jahr in Aussicht gestellt. Etliche Beobachter rechnen bereits für die Fed-Sitzung im März mit einer Zinssenkung. An den Märkten wird man daher den Wortlaut des Protokolls genauestens auf Hinweise zur zukünftigen Geldpolitik analysieren.

Mit Blick auf den deutschen Aktienmarkt dürfte es interessant zu beobachten sein, ob sich die Favoriten des alten Jahres auch im neuen der Gunst der Anleger erfreuen oder ob Investoren die Pferde wechseln.

Gewinner

  1. Rheinmetall – plus 54,3 Prozent: Nach einer Kursverdopplung 2022 waren die Aktien des Rüstungskonzerns auch 2023 gefragt. Dank der Kursgewinne stieg das Unternehmen im März in den Dax auf. Westliche Länder stecken aktuell mehr Geld in die Rüstung – eine Folge des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine. Im November präsentierte Konzernchef Armin Papperger dann auch optimistische Wachstumsziele für die kommenden Jahre.
  2. Heidelberg Materials – plus 51,9 Prozent: Der Baustoffkonzern profitiert von einer guten Auftragslage bei Infrastrukturprojekten sowie Teilen des Gewerbebaus. Das gleicht teilweise Rückgänge im Wohnungsbau aus. Zudem entspannte sich die Lage bei den Energiepreisen.
  3. SAP – plus 44,7 Prozent: Europas größter Softwarehersteller profitiert vom Wachstum seines zukunftsträchtigen Cloudgeschäfts. Kunden, die SAP-Software cloudbasiert nutzen, zahlen einen geringeren Betrag über eine Laufzeit von in der Regel drei Jahren – bleiben aber dann oft länger Kunde, weil sie ohne Vertrag die Software nicht mehr nutzen können.

Verlierer

  1. Zalando – minus 35,2 Prozent: Nach einem Kurseinbruch um mehr als die Hälfte im Vorjahr war auch 2023 ein Jahr zum Vergessen für die Aktionäre des Online-Modehändlers. Kaufzurückhaltung der Kunden angesichts hoher Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheiten, hohe Lagerbestände und Verkauf mit hohen Rabatten waren die Gründe. Für den Online-Handel sind die goldenen Zeiten der Corona-Pandemie vorbei.
  2. Siemens Energy – minus 31,7 Prozent: Dem Energietechnikkonzern macht sein verlustreiches Windkraftgeschäft zu schaffen. Die Tochter Siemens Gamesa kämpft mit Qualitätsproblemen bei Landturbinen, Anlaufschwierigkeiten bei Meeresanlagen (Offshore) und höheren Kosten. All das brockte Siemens Energy im jüngsten Geschäftsjahr einen Milliardenverlust ein, obwohl das übrige Geschäft rund um Gas, Netze und Industrietransformation deutlich besser läuft. Da half auch ein riesiger Auftragsbestand nichts.
  3. Bayer – minus 30,4 Prozent: Für den Chemie- und Pharmakonzern kamen ungünstige Faktoren zusammen. Die 2022 außergewöhnlich hohen Preise für den Unkrautvernichter Glyphosat fielen rasch. Zur Jahresmitte war eine Milliardenabschreibung auf das Glyphosatgeschäft nötig. Die Pharmasparte schockte die Anleger im November mit einem Fehlschlag bei der Entwicklung eines wichtigen Medikaments, des Blutgerinnungshemmers Asundexian.