Die Verbraucherzentralen fordern Klarheit über die Zukunft des Deutschlandtickets und warnen weiter vor einer Anhebung des Preises. Die Chefin des Bundesverbands (vzbv), Ramona Pop, sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Ticket sei ein echter Erfolg. «Bus- und Bahnfahren ist endlich überregional einfach. Viele Menschen sind prinzipiell weiterhin vom Angebot überzeugt.» Doch das Gezerre um die Finanzierung verunsichere die Fahrgäste, auch Kommunen und Landkreise litten unter der Ungewissheit. «Die nötige Planungssicherheit fehlt.»
Pop forderte, statt Kosten auf die Verbraucherinnen und Verbraucher abzuwälzen, müssten Bund und Länder ihrer Verantwortung gerecht werden und ausreichende Mittel zur Verfügung stellen. «Sollte der Preis steigen, würde das Deutschlandticket weder attraktiver noch verlässlicher werden.» Der aktuelle Preis von 49 Euro im Monat sei für viele bereits die Schmerzgrenze. Das D-Ticket kann seit 1. Mai in allen Bussen und Bahnen des Nahverkehrs genutzt werden – als digital buchbares, monatlich kündbares Abonnement in ganz Deutschland.
Kanzler Olaf Scholz (SPD) und die Länder hatten nach langem Streit über mögliche Mehrkosten vereinbart, dass 2023 ungenutzte Zuschüsse 2024 verwendet werden können. Die Verkehrsminister sollen noch vor dem 1. Mai 2024 ein Konzept zur Umsetzung des Tickets im neuen Jahr erarbeiten. Zum Auftrag gehört ein Mechanismus zur Fortschreibung des Preises, «der auch eine Erhöhung beinhalten kann». Die 49 Euro gelten ausdrücklich als Einführungspreis. Nach einer Verabredung von 2022 schießen Bund und Länder 2023 und 2024 schon je 1,5 Milliarden Euro zum Ausgleich von Einnahmeausfällen bei Bus- und Bahnbetreibern zu.
Pop beklagt «Tarif-Dschungel»
Verbraucherschützerin Pop sagte, nicht hilfreich sei auch, dass rund um das Deutschlandticket immer wieder neue Ticketstrukturen in den Ländern entstünden. «So entsteht nur ein neuer Tarif-Dschungel. Stattdessen sollte bundesweit ein Sozialticket eingeführt werden.»
Ein weiteres Ärgernis sei eine immer längere Liste von Hindernissen beim Deutschlandticket. «Dazu zählen fehlende Flexibilität bei Kauf und Kündigung, diskriminierende Bonitätsprüfungen und technische Fehler. Hier müssen die Verkehrsunternehmen dringend nachbessern.»
Laut einer Befragung im Auftrag des Verbands würden es 83 Prozent begrüßen, wenn das D-Ticket auch für einzelne Monate und an Schaltern oder Automaten zu kaufen wäre. Gefragt wurde nach Einschätzungen unabhängig davon, ob man das Ticket selbst nutzt. An der Befragung des Instituts Eye Square nahmen den Angaben zufolge vom 13. bis 20. November 1000 Menschen ab 16 Jahren teil, die das Internet nutzen.