Im Zwiespalt starker Nvidia-Zahlen und weiter schwindender Aussichten auf Zinssenkungen in den USA hat der Dax knapp im Plus geschlossen. Der Leitindex verblieb wie schon in den Tagen zuvor im Bereich von 18.600 bis 18.900 Punkten, indem er 0,06 Prozent höher bei 18.691 Punkten über die Ziellinie ging. Dem MDax gelang ein Anstieg um 0,18 Prozent auf 27 194 Zähler.
Die überraschend gute Stimmung in der US-Wirtschaft dämpfte die Hoffnung der Anleger auf Zinssenkungen erneut. Der Gesamtindex stieg auf den höchsten Stand seit zwei Jahren, wohingegen Volkswirte einen leichten Rückgang erwartet hatten.
Nvidia Rekordlauf
Bereits am Vorabend hatte es im Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed nicht die erhofften Signale für eine baldige Senkung des Leitzinses gegeben. Laut der NordLB ist der Grad der Unsicherheit über den weiteren Kurs ihrer Geldpolitik damit etwas gestiegen. «War man sich im Markt gemeinhin sicher, dass dieses Jahr mit Zinssenkungen zu rechnen sei, so werden andere Optionen wieder präsenter», sagte NordLB-Analyst Constantin Lüer.
Dem gegenüber stand einmal mehr die Begeisterung über die Entwicklung von Nvidia. Der Vorzeigekonzern für Künstliche Intelligenz übertraf abermals die Erwartungen und kündigte eine kräftige Dividendenanhebung an. Einen erneuten Kursrekord gab es daraufhin nicht nur bei der Nvidia-Aktie, sondern auch an der US-Technologiebörse Nasdaq. Diese hängte in New York die schwachen Standardwerte im Dow Jones Industrial ab.
Die weiterhin sehr starke Geschäftsentwicklung von Nvidia schob auch den europäischen Technologiesektor an. Titel des Chipherstellers Infineon legten um ein Prozent zu. Im erweiterten Kreis gewannen die Aktien von Aixtron, Elmos und Süss Microtec zwischen 2,8 und 5,2 Prozent.
Zum Spitzenreiter im Dax wurde aber die MTU-Aktie, die im Kielwasser eines starken Jahresauftakts des Konkurrenten Rolls-Royce um 3,2 Prozent anzogen. Wegen der Zinsunsicherheit wurden dagegen Immobilienwerte gemieden: Vonovia waren mit minus zwei Prozent einer der größten Dax-Verlierer.
Weitere Details
Im MDax bescherte eine angekündigte Übernahme den zuletzt schwächelnden Aktien von Gerresheimer einen Kurssprung um 12,7 Prozent. Der Spezialverpackungshersteller will sein Pharmageschäft mit einer 800 Millionen Euro schweren Übernahme in Italien erweitern.
Die Papiere von CTS Eventim sprangen nach Quartalszahlen des Eventvermarkters um fast fünf Prozent nach oben, zwischenzeitlich gelang ihnen sogar ein Rekordhoch. Der operative Gewinnanstieg übertraf die Markterwartungen. Von der US-Bank JPMorgan hieß es, das erste Jahresviertel sei stark verlaufen. Der Jahresausblick sei noch immer konservativ.
Ansonsten gab es im MDax noch kursbewegende Analystenkommentare: Eine Kaufempfehlung der britischen Bank HSBC trieb die Jungheinrich-Aktien um fünf Prozent an. Titel von Carl Zeiss Meditec fielen hingegen um 2,7 Prozent, nachdem die Investmentbank Goldman Sachs sie zum Verkauf empfohlen hat.
Der EuroStoxx 50, der Aktien aus der Eurozone abdeckt, legte um 0,25 Prozent auf 5038 Punkte zu. In Paris verbuchte der Leitindex knappe Gewinne, während jener in London um 0,4 Prozent nachgab.
Der Euro kostete zuletzt 1,0827 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0854 (Mittwoch: 1,0830) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9213 Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,59 Prozent am Vortag auf 2,62 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,16 Prozent auf 123,94 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,44 Prozent auf 129,90 Zähler.