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Dax knackt nächsten Rekord – erstmals über 20.000 Punkten

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Dez 4, 2024
Dax knackt nächsten Rekord – erstmals über 20.000 Punkten
Der Dax steht erstmals in seiner Geschichte über 20.000 Punkten. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Helmut Fricke/dpa)

Rekorde und kein Ende: Die Aussicht auf sinkende Zinsen und Rückenwind von den US-Börsen nach dem Wahlsieg von Donald Trump haben den Dax erstmals über die Marke von 20.000 Punkten getrieben. Während die deutsche Wirtschaft in der Krise steckt, jubeln Anleger. Auch der Goldpreis und die Kryptowährung Bitcoin notieren nah an ihren Höchstständen. Was sind die Gründe für die Börseneuphorie? Und wie sind die Aussichten?

Dax-Konzerne global aufgestellt

Zwar steht die deutsche Wirtschaft am Rande der Rezession. Doch die 40 Dax-Konzerne machen weite Teile ihrer Geschäfte im Ausland, wo die Wirtschaft stärker wächst als im Heimatmarkt – zum Beispiel in den USA und in China, aber auch in Eurostaaten wie Frankreich und Spanien. 

Auch wenn es zuletzt reihenweise Hiobsbotschaften aus der Autoindustrie gab: Für einige Dax-Konzerne läuft es rund. Versicherer wie die Allianz und Munich Re fahren Rekordgewinne ein, ebenso der Industriekonzern Siemens. Banken profitieren von gestiegenen Zinsen und die Aktie des wertvollsten Dax-Konzerns SAP hat ein Rekordhoch erreicht. «Die deutschen Problembranchen, insbesondere die Automobilindustrie, haben nur noch einen sehr geringen Prozentanteil am Dax», sagt DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Ohnehin schauen Anleger oft nicht auf die aktuelle Lage, sondern auf künftige Gewinne.

Starkes Börsenjahr – und die Jahresendrally läuft

Für das Börsenjahr 2024 steht im Dax schon ein Gewinn von knapp 20 Prozent zu Buche. Innerhalb nur eines Jahres ist der Leitindex um rund 3.000 Zähler gestiegen – erst im September wurde die Marke von 19.000 Punkten geknackt. Die starke Jahresbilanz dürfte weitere Käufer anlocken, meinen Börsianer. Denn es gelte, «den fahrenden Zug nicht gänzlich zu verpassen». Steigende Kurse zum Jahresausklang sind typisch: An der Börse spricht man von der «Jahresendrally».

Positive Impulse gab es zuletzt auch von soliden Konjunkturdaten aus China. Händler verwiesen zudem auf den Haushaltsstreit in Frankreich und politische Unsicherheit in Paris. Investoren könnten daher Anlagen nach Deutschland umschichten.

Aussicht auf sinkende Leitzinsen

Investoren setzen vor allem darauf, dass die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen weiter senken. In der Eurozone ebbt die Inflation ab, während die Sorgen um die schwache Wirtschaft wachsen. Unter Ökonomen gelten Zinssenkungen der EZB bei ihrem nächsten Entscheid am 12. Dezember als ausgemacht – und auch im nächsten Jahr.

Für Anleger sind Aussichten auf sinkende Zinsen positiv: Aktien werden dann gegenüber festverzinslichen Papieren attraktiver. Kredite werden günstiger, Unternehmen können sich so leichter finanzieren, Investitionen werden erschwinglicher. 

Trump sorgt für gute Stimmung an der Börse

Rückenwind für den Dax kommt von den US-Börsen, wo der marktbreite Index S&P 500 ebenfalls ein Rekordhoch erreicht hat. Dort hat der Wahlsieg von Trump die Kurse beflügelt. Denn der designierte US-Präsident hat Steuersenkungen, weniger Regulierung und hohe Zölle auf Importe versprochen. Davon dürfte die heimische Wirtschaft profitieren. «Es hat diesmal lange gedauert, bis die große Wallstreet-Euphorie in Deutschland angekommen ist», meint Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Jetzt sei die Euphorie aber auch hierzulande richtig spürbar.

Bitcoin im Aufwind

Besonders stark hat die Kryptowährung Bitcoin von Trumps Sieg profitiert. Der Kurs notiert nahe der Marke von 100.000 Dollar – vor den Wahlen waren es noch weniger als 70.000 Dollar. Trump hat sich im Wahlkampf als «Krypto-Präsident» bezeichnet und eine Lockerung der strengen US-Regeln in Aussicht gestellt. Experten warnen aber vor zu großer Euphorie. Es bleibe offen, wie weit Trump die Regulierung tatsächlich lockere, schrieb Analyst Timo Emden von Emden Research. Noch in seiner ersten Amtszeit hatte sich Trump skeptisch zum Bitcoin geäußert. 

Gold profitiert von globalen Krisen

Weniger gut lief es zuletzt für Gold-Anleger. Der Preis des Edelmetalls lag zuletzt mit rund 2.640 Dollar etwas unter dem Rekord von 2.800 Dollar je Feinunze von Ende Oktober. Die Aussicht auf sinkende Zinsen hilft tendenziell aber auch Gold: Dann wird der Kauf des Edelmetalls, das weder Zins noch Dividende abwirft, attraktiver.

Zudem dürfte Gold als Inflationsschutz gefragt bleiben – etwa sollte die Teuerung in den USA mit hohen Einfuhrzöllen steigen und Trump Einfluss auf die Notenbank Fed nehmen. Traditionell schätzen Investoren Gold als sicheren Hafen.

Risiken für den Dax im neuen Jahr

Börsenrekorde hin oder her: 2025 stehen dem Dax Belastungsproben bevor. So dürften sich Investoren rund um die Bundestagswahl am 23. Februar zurückhalten. Bis eine neue Bundesregierung steht, die mit Reformen die schwache deutsche Wirtschaft ankurbeln könnte, werden Monate vergehen.

Ein großes Risiko sind zudem Handelskonflikte. Trump hat hohe Zölle auf Importe auch aus Europa angekündigt. Ökonomen fürchten einen Handelskrieg mit der EU, die mit Gegenmaßnahmen reagieren könnte. Besonders betroffen wäre wohl die exportstarke deutsche Wirtschaft. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnt, die Zollpläne von Trump könnten Deutschland ein Prozent der Wirtschaftsleistung kosten.

«Das erste Halbjahr 2025 wird holprig», schreibt DZ-Bank-Analyst Sören Hettler. «Die US-Zölle sollten zunächst für eine deutliche Verunsicherung an den internationalen Finanzmärkten sorgen.» Mit einem Gewöhnungseffekt an die US-Politik sollte 2025 aber die Marke von 21.000 Punkten im Dax fallen, schätzt die DZ Bank.

Von Alexander Sturm, dpa