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Im Fernverkehr fahren am zweiten Streiktag wieder mehr Züge

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Aug 12, 2021 ,
Eine Anzeigetafel am Stralsunder Hauptbahnhof zeigt die Zugausfälle an. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Stefan Sauer/dpa)

Die Deutsche Bahn kann am zweiten Streiktag mehr Fernzüge einsetzen als am Mittwoch. Insgesamt seien 220 ICE und Intercity im Einsatz, 20 mehr als am Vortag, teilt das Unternehmen mit. Man habe weitere Reserven mobilisieren können.

An normalen Tagen fahren im Fernverkehr etwa 800 Züge. Mit ihrem Ersatzfahrplan erreicht die Bahn nach eigenen Angaben eine Abdeckung von etwa 25 Prozent des normalen Fahrplans. Im Regionalverkehr sind es sogar 40 Prozent – allerdings mit großen regionalen Unterschieden. Mit der Aufstockung am Donnerstag erhöht sich die Zahl der Sitzplätze um 15.000 auf rund 165.000.

Die Bahn hatte vor Beginn des Streiks alle Sitzplätze zur Reservierung freigegeben. Zuvor galt, dass neben Alleinreisenden ein Platz möglichst freigehalten werden sollte; diese Regelung war während der Corona-Welle im Winter eingeführt worden.

Wer nicht reisen muss, soll seine Fahrt verschieben

«Die Bahnkund:innen haben sich am ersten Streiktag sehr besonnen verhalten und Rücksichtnahme in dieser Situation gezeigt», teilte das Bundesunternehmen mit. Die Bahn appellierte, auch in der Ausnahmesituation die Corona-Regeln zu beachten und unter anderem eine Maske zu tragen. Wer nicht zwingend reisen müsse, solle seine Fahrt verschieben.

Die Bahn setzt nach eigenen Angaben alles daran, nach dem Ende des Streiks in der Nacht zum Freitag schnellstmöglich den Regelbetrieb zu erreichen.

Das Unternehmen wirft der Gewerkschaft vor, mit ihrem Streik nicht zuletzt auch dem Klima zu schaden. Zehntausende Menschen würden gezwungen, von der klimafreundlichen Bahn auf andere, weniger nachhaltige Verkehrsmittel auszuweichen, sagte Bahn-Sprecher Achim Stauß in Berlin. «Damit schadet die Lokführergewerkschaft nicht nur unseren Fahrgästen, nicht nur der Bahn, sondern auch dem so dringend gebotenen Klimaschutz.»

Wofür die GDL kämpft

Auch wenn der Bahnstreik am frühen Freitagmorgen erst einmal endet – die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) schließt weitere Streiktage nicht aus. Darüber will sie in der nächsten Woche entscheiden.

Die GDL kämpft um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für ihre Mitglieder bei der Deutschen Bahn. Anders als die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will sie in diesem Jahr keine Nullrunde bei den Gehältern akzeptieren. So will die GDL bei den Mitarbeitern auch im internen Machtkampf mit der EVG punkten.

Die GDL fordert Lohnerhöhungen wie im öffentlichen Dienst von rund 3,2 Prozent sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro im laufenden Jahr. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 28 Monate betragen. Auch um Betriebsrenten wird gerungen.

Wegen Milliardenverlusten in der Pandemie will die Bahn die Erhöhung auf spätere Stufenzeitpunkte verteilen, bei einer Vertragslaufzeit von 40 Monaten. Hinzu kämen Leistungen zur Altersvorsorge und der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. «Die 40 Monate Laufzeit kommt vom Tisch», hatte Weselsky am Donnerstagabend erklärt. Wenn nicht, bleibe es bei Arbeitskampfmaßnahmen.

Die Unterstützung in der Bevölkerung für den Arbeitskampf in der Urlaubszeit hält sich indes in Grenzen. 31 Prozent der Menschen in Deutschland haben einer Yougov-Erhebung zufolge Verständnis für den Streik. Mehr als jedem Zweiten (55 Prozent) fehlt dies jedoch. 14 Prozent der Umfrageteilnehmer machten keine Angaben. Im Osten ist das Verständnis für den GDL-Streik demnach etwas höher als im Westen.