Die Marke Facebook gehört zu zehn wertvollsten in der Welt. Im aktuellen «Brandz»-Ranking von Kantar steht der Internetkonzern mit einem Markenwert von knapp 227 Milliarden Dollar auf Platz 6, bei Marktbeobachtern von Interbrand liegt Facebook auf Platz 10.
Doch in den vergangenen Monaten hat die Marke sehr gelitten. Vielleicht so sehr, dass Firmengründer Mark Zuckerberg in der kommenden Woche einen radikalen Schritt unternimmt, um die weitreichenden Ambitionen des Konzerns deutlicher nach außen zu tragen.
Das im Silicon Valley bestens vernetzte Technik-Portal «The Verge» jedenfalls berichtete am Mittwoch, der Facebook-Konzern wolle seinen Firmennamen ändern. Um den Fokus auf die virtuelle Welt «Metaverse» zu legen, werde Zuckerberg auf der Konferenz «Facebook Connect 2021» in der kommenden Woche den Namenswechsel verkünden. Die Änderung solle das Bestreben des Tech-Giganten signalisieren, für mehr als nur soziale Medien bekannt zu sein.
Für den Scoop von «The Verge» gibt es keine Bestätigung. «Wir kommentieren das nicht», sagte ein Facebook-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Ein Dementi klingt aber anders. Selbst innerhalb des Topmanagements sei nur ein kleiner Kreis eingeweiht worden, schreibt «The Verge». Umso erstaunlicher ist es dann allerdings, dass jemand aus diesem engsten Kreis dem Konzern-Chef Zuckerberg die Show in der kommenden Woche verdorben hat.
Zum Facebook-Konzern gehört nicht nur der eigentliche Facebook-Dienst, der als Smartphone-App ein blauweißes Logo hat, sondern auch der Messengerdienst WhatsApp und der Foto- und Videodienst Instagram. Auch Oculus gehört zum Facebook-Imperium. Die Abteilung stellt Virtual-Reality-Brillen her, darunter die Produktreihen Oculus Rift und Oculus Quest. Bislang stehen diese verschiedenen Marken im Schatten von Facebook. Nur Instagram taucht in der «Brandz»-Liste von Kantar eigenständig auf Platz 18 auf. Der Marktwert liegt dabei bei immerhin noch knapp 83 Milliarden.
Dem Bericht von «The Verge» zufolge würde die Umbenennung des Konzerns wahrscheinlich die blaue Facebook-App als eines von vielen Produkten unter einer Muttergesellschaft positionieren, die Instagram, WhatsApp, Oculus und andere Bereiche beaufsichtigt.
Facebook wäre nicht der erste Silicon-Valley-Konzern, der seinen Firmennamen ändert, wenn sich die Ausrichtung des Unternehmens erweitert. So strich Apple nach der Vorstellung des ersten iPhones im Jahr 2007 das Wort «Computer» aus dem Firmennamen. Zu diesem Zeitpunkt machte allein der Musikplayer iPod mehr Umsatz als die Macintosh-Computer.
Google organisierte sich im Jahr 2015 unter dem Dach einer Holdinggesellschaft namens Alphabet neu. Der Internet-Konzern wollte damit signalisieren, dass er nicht nur eine Suchmaschine und ein Cloud-Geschäft betreibt, sondern auch Ambitionen fahrerlosen Autos, Gesundheitslösungen und anderen High-Tech-Bereichen hegt. Und Snapchat benannte sich 2016 in Snap Inc. um. Parallel dazu begann die Firma, sich als «Kameraunternehmen» zu bezeichnen.
Mit einer Namensänderung des Konzerns würde Facebook seine Ambitionen unterstreichen, die über herkömmliche soziale Netzwerke hinausgehen. So kündigte Zuckerberg vor Monaten die Schaffung eines «Metaverse» an. Das soll eine virtuelle Umgebung werden, wie sie in Science-Fiction-Romanen beschrieben wurde. Zuckerberg glaubt, dass diese durch die rasante Weiterentwicklung der Hardware und Brillen für erweiterte (Augmented Reality, AR) und virtuelle Realität (VR) nicht mehr nur ein Traum ist. Am Montag kündigte das Unternehmen an, dafür in den kommenden fünf Jahren in der Europäischen Union 10 000 neue hoch qualifizierte Arbeitsplätze schaffen, um die virtuelle Welt «Metaverse» aufzubauen.
Ein Motiv für die Umbenennung könnte aber auch der Wunsch sein, das angekratzte Image von Facebook zu verbessern. So beschuldigt die Whistleblowerin Frances Haugen den Konzern, intern vorgetragene Bedenken beiseite gewischt zu haben, wonach Instagram die Probleme jedes dritten jungen Mädchens mit dem eigenen Körperbild verschlimmere und bei einigen Jugendlichen sogar Suizidgedanken auslöse. Die Anschuldigungen der ehemaligen Facebook-Managerin Haugen bestärken Facebook-Kritiker im US-Kongress, die sich für eine Zerschlagung des Konzerns stark machen.
Facebook bereitet sich unterdessen darauf vor, dass nach der ersten Veröffentlichungswelle, die auf den internen Papieren im Besitz von Haugen beruht, ein zweiter Schub an die Öffentlichkeit gelangen wird. In den vergangenen sechs Wochen habe man gesehen, wie Dokumente falsch charakterisiert werden können, schrieb die Facebook-Pressestelle auf Twitter. «Offensichtlich ist nicht jeder Mitarbeiter bei Facebook eine Führungskraft; nicht jede Meinung ist die Position des Unternehmens.»