Im Streikfreudigen Frankreich legen nicht nur Bahn- und Busfahrer immer wieder mal die Arbeit nieder – nun rufen auch entnervte Pendler zum Streik auf.
Weil es auf den Bahnstrecken der Region ständig Ausfälle und Verspätungen gibt, hat der Verband der Bahnkunden in der Normandie Reisende aufgerufen, ihre Tickets bei der Kontrolle nicht mehr vorzuzeigen. «Es gibt Versprechungen, aber der Service wird nicht geliefert», empörte sich der Verband. Den Pendlern müsse das Geld für die Monatskarte im Dezember erstattet werden. Pendler wurden ermuntert, ein speziell konzipiertes Streikticket vorzuzeigen statt ihrer richtigen Fahrkarte.
«Setzt euch möglichst zusammen in einen Waggon und tragt einen Aufkleber «Bahnkunden der Normandie in Wut»», hieß es in dem Aufruf. «Seid nicht aggressiv, bleibt ruhig und zeigt dem Schaffner gemeinsam euer Streikticket, damit er weiß, dass ihr mehrere seid.» Wenn die Lage eskaliere und die Polizei gerufen werde, müsse ein Maximum an Mitreisenden mobilisiert werden, «bleibt solidarisch». Notfalls könne den Polizisten das gültige Ticket gezeigt, um Strafen kümmere sich der Verband. «Bleibt immer korrekt, das ist eine Stärke. Ihr seid nicht alleine.»
Der Staatsbahn SNCF mangelt es unterdessen nicht an Erklärungen, warum es mit den Zügen zwischen Paris und Cherbourg im Moment nicht rund läuft, wie die Zeitung «Le Parisien» am Mittwoch berichtete. Neben Bauarbeiten gab es einen Sturm und verstärkt Zusammenstöße mit Wildschweinen, die während der Corona-Krise nicht so stark gejagt worden seien.