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IfW sieht Wirtschaft erst Mitte 2022 auf Vorkrisenniveau

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Dez 15, 2021 , , ,
Im ersten Corona-Krisenjahr 2020 war die deutsche Wirtschaft um 4,6 Prozent geschrumpft. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/dpa)

Die Erholung der deutschen Wirtschaft wird auch nach Einschätzung des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) abermals ausgebremst.

Wegen der Lieferengpässe und der vierten Corona-Welle erwarten die Kieler Ökonomen, dass die Wirtschaftsleistung erst im zweiten Quartal 2022 das Niveau der Zeit vor der Pandemie erreicht. «Die gesamtwirtschaftlichen Produktionskapazitäten werden voraussichtlich erst im dritten Quartal 2022 wieder normal ausgelastet sein», schrieben sie in ihrer am Mittwoch veröffentlichten Winterprognose.

«Insgesamt fällt die durch die laufende Infektionswelle verursachte Delle im Erholungsprozess etwas größer aus, als wir noch in unserer Herbst-Prognose erwartet hatten», sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. «Der Rückschlag wird aber dank eines größeren Impffortschritts bei weitem nicht so gravierend sein wie im vergangenen Winterhalbjahr. Die ökonomischen Folgen der Pandemie sind weiterhin empfindlich, aber sie nehmen von Welle zu Welle ab.»

Prognosen zeigen dennoch nach unten

Wie am Vortag die Institute Ifo und IWH schraubte auch das IfW gleichwohl die Prognosen für 2022 herunter. Nach einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,6 in diesem Jahr trauen die IfW-Ökonomen der Wirtschaft 2022 nur noch ein vierprozentiges Wachstum zu – 1,1 Punkte weniger als im Herbst angenommen. Damit sind die Kieler etwas optimistischer als die Kollegen in München und Halle: Das IWH rechnet 2022 mit einem BIP-Plus von 3,5 Prozent, das Ifo erwartet 3,7 Prozent. Wegen der verspäteten Erholung steigen die Wachstumsaussichten für 2023: Hier schraubt das IfW die Prognose um einen Punkt auf 3,3 Prozent nach oben. Im ersten Corona-Jahr 2020 war die deutsche Wirtschaft um 4,6 Prozent eingeknickt.

Zunächst erwarten Volkswirte einen abermals harten Winter. «Das BIP dürfte in den beiden Quartalen des Winterhalbjahrs jeweils um 0,3 Prozent (im Vergleich zum Vorquartal) schrumpfen, bevor der Aufschwung ab dem Frühjahr 2022 wieder kräftig Fahrt aufnimmt, wenn die Belastungen durch die Pandemie nachlassen», schreibt das IfW. «Zusätzlicher Schwung rührt daher, dass nach und nach auch die Lieferengpässe überwunden werden dürften, die die Industrieproduktion derzeit massiv belasten.»

Vor diesem Hintergrund geht das Kieler Institut kritisch mit der neuen Bundesregierung ins Gericht. Diese will mit einem umstrittenen Nachtragshaushalt milliardenschwere Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung auf den Weg bringen. «Die finanzpolitische Ausrichtung passt nicht in die gesamtwirtschaftliche Landschaft der nächsten Jahre. Der Aufholprozess von der Corona-Krise stottert nicht mangels Nachfrage», sagte Kooths. «Die Auftriebskräfte – hohe aufgestaute Kaufkraft bei den privaten Haushalten, rekordhoher Auftragsüberhang in der Industrie – sind weiterhin intakt. Sie reichen mehr als aus, um die Produktionskapazitäten normal auszulasten.»