Vor dem Hintergrund der steigenden Gaspreise und im Kampf gegen den Klimawandel will die EU-Kommission den europäischen Gasmarkt reformieren. Am Mittwoch präsentierten Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans und Energiekommissarin Kadri Simson ein entsprechendes Gesetzespaket.
Emissionsarme Gase wie Wasserstoff sollen demnach als Alternative zu fossilem Gas gefördert werden. Gas-Langzeitverträge müssten bis zum Erreichen der Klimaziele auslaufen. Gleichzeitig könnten EU-Länder strategische Reserven anlegen und gemeinsam Gas einkaufen, um Engpässe zu vermeiden.
Für Schifffahrt und Industrie nutzbar
Die Kommission will einen größeren Wasserstoff-Markt aufbauen, um den Energieträger zum Beispiel für die Schifffahrt oder die Industrie besser nutzbar zu machen. Wasserstoff gilt als umweltfreundlich, wenn er durch Strom aus erneuerbaren Energiequellen in einem Prozess namens Elektrolyse produziert wird. Die Richtlinie legt fest, dass «emissionsarmer» Wasserstoff mindestens 70 Prozent weniger klimaschädliche Emissionen verursachen darf als fossiles Gas. Um diesen zu fördern, würden Betreiber etwa niedrigere Entgelte zahlen, um die existierende Gasinfrastruktur zu nutzen. Verbrauchern soll es einfacher gemacht werden, von fossilem zu umweltfreundlichem Gas zu wechseln.
Gleichzeitig will die Kommission Langzeitverträge mit Erdgas bis 2049 verbieten. Um Engpässe in der Energieversorgung zu vermeiden, könnten EU-Länder jedoch gemeinsame Gaseinkäufe tätigen und strategische Reserven anlegen. Das hatten etwa Frankreich und Spanien angesichts der steigenden Gaspreise gefordert. Der Gesetzesvorschlag sieht auch Maßnahmen vor, um Methanemissionen in der Öl-, Gas- und Kohleindustrie zu vermeiden. Methan ist nach Kohlendioxid (CO2) das zweitschädlichste Treibhausgas.
«Tragende Säule der Energiewende»
Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) begrüßte den Vorschlag, da Wasserstoff die «tragende Säule der Energiewende» sei. «Die Kommission stärkt damit die Wettbewerbsfähigkeit des Wasserstoffmarktes und schafft die Voraussetzungen für seine nachhaltige Entwicklung», sagte auch die Initiative Energien Speichern (INES).
Die Umweltorganisation ECOS kritisierte hingegen, der Schwellenwert von 70 Prozent für «emissionsarmen» Wasserstoff sei zu niedrig. «Das legt das Fundament für eine breite Marktaufnahme von Wasserstoff, der aus fossilen Brennstoffen und Atomkraft produziert wird», sagte Rita Tedesco von ECOS. Der Europaabgeordnete Michael Bloss (Grüne) warnte, die Förderung weiterer Gasprojekte ziehe die Lebensdauer der fossilen Brennstoffe künstlich in die Länge.
Die Gesetzesvorschläge werden nun von den EU-Ländern und dem Europaparlament diskutiert.