Nach starken Arbeitsmarktdaten aus den USA hat sich die Talfahrt deutscher Aktien am Freitag verstärkt.
Der Bericht sei eine zusätzliche Legitimation für die US-Notenbank Fed, die Zinsen im März zu erhöhen, kommentierte ein Marktbeobachter. Kopfschmerzen bereite vor allem das weiterhin hohe Lohnwachstum in den Vereinigten Staaten. Die Beschäftigung war dort im Januar erheblich stärker gestiegen als erwartet.
Der Dax ging 1,75 Prozent tiefer bei 15.099,56 Punkten aus dem Handel. Er steuerte damit wieder auf die Marke von 15.000 Zählern zu, die seit Monaten als wichtige Unterstützung gilt. Seit seinem Zwischenhoch zur Wochenmitte hat er schon wieder rund vier Prozent eingebüßt. Die erneut von Schwankungen geprägte Woche beendete der deutsche Leitindex mit einem Abschlag von 1,4 Prozent.
Aus Sorge vor einer rasanteren Straffung der Zinspolitik gingen die Ausschläge am Aktienmarkt auch mit einem Ausverkauf bei Anleihen einher. In diesem angeschlagenen Marktumfeld sackte am letzten Handelstag der Woche auch der MDax deutlich ab und ging 1,67 Prozent tiefer bei 33.080,56 Punkten aus dem Handel.
In Großbritannien werden bereits die Zinsen erhöht, in den USA wird der erste Schritt im März erwartet und außerdem verfestigt sich die Erwartung, dass auch in der Eurozone bald gegen gesteuert werden muss. Unter diesen Perspektiven leiden die Börsen seit Wochen, denn damit verbunden verlieren Aktien an Attraktivität.
Für die Papiere von BMW, Volkswagen, Mercedes-Benz und dem Zulieferer Continental ging es um 2,7 bis 4,4 Prozent bergab. Im Technologie- und Internetsektor, der am Vortag schon mächtig abgerutscht war, sah es zu Wochenschluss etwas besser aus. Dabei dämpfte der US-Riese Amazon mit starken Geschäftszahlen ein Stück weit die Sorgen der Anleger. Die erholten Titel des Kochboxenlieferanten Hellofresh eroberten mit plus 2,44 Prozent die Dax-Spitze.
Knapp dahinter folgten die Aktien der Deutschen Bank, die ihre jüngste Rally mit einem Anstieg um 2,40 Prozent fortsetzten. Außerdem gewannen die Titel der Deutschen Börse gut ein Prozent. Sie gelten in unruhigen Börsenzeiten als Profiteur wegen der dann steigenden Aktivität von Anlegern.
Im MDax brachen die Aktien von Evotec um 16 Prozent ein. Der Wirkstoffforscher musste bei der Kooperation mit Bayer einen schweren Rückschlag hinnehmen. Der Partner stellte die Entwicklung des Wirkstoffs Eliapixant als Medikamentenkandidat gegen chronischen Husten ein.
Auf der positiven MDax-Seite war K+S mit einem Anstieg um 2,3 Prozent. Hohe Düngerpreise und gute Geschäfte mit Auftausalz trieben den Kali- und Salzkonzern im vergangenen Jahr stärker an als gedacht. Im Nebenwerteindex SDax profitierten Flatexdegiro mit einem Plus von 2,4 Prozent von einer positiven Einschätzung durch die Experten von Exane BNP Paribas.
Im weltweiten Vergleich fiel der Dax negativ auf. Während der EuroStoxx 50 um 1,31 Prozent auf 4086,58 Punkte fiel, waren die Verluste beim Pariser Cac 40 mit minus 0,8 Prozent deutlich milder. Der Londoner FTSE 100 schloss nur 0,2 Prozent tiefer. Der New Yorker Dow Jones Industrial verlor zuletzt 0,3 Prozent, während der technologielastige Nasdaq 100 um 0,8 Prozent anzog.
Der Euro etablierte sich nach einem starken Anstieg am Vortag deutlich über der Marke von 1,14 Dollar. Zuletzt wurden 1,1452 US-Dollar gezahlt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,1464 (Donnerstag: 1,1286) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8723 (0,8861) Euro.
Am Rentenmarkt wurde die Umlaufrendite erstmals seit dem Frühjahr 2019 wieder positiv, indem sie von minus 0,09 Prozent am Vortag auf plus 0,04 Prozent drehte. Der Rentenindex Rex fiel um 0,78 Prozent auf 141,68 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,52 Prozent auf 166,09 Zähler.