Vor der Hauptversammlung hat Siemens starke Zahlen für das erste Quartal seines Geschäftsjahres vorgelegt. Der Gewinn stieg um 20 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro, wie der Konzern am Donnerstag in München mitteilte.
Auch der Umsatz legte kräftig zu und Konzernchef Roland Busch freute sich über einen «beispiellosen Boom beim Auftragseingang».
Der Umsatz kletterte auf vergleichbarer Basis um 9 Prozent auf 16,5 Milliarden Euro. Der Auftragseingang wuchs – ebenfalls auf vergleichbarer Basis – um außergewöhnliche 42 Prozent auf 24,2 Milliarden Euro. Siemens begründet dies einerseits mit vorgezogenen Beschaffungsmaßnahmen bei Kunden, andererseits mit Großaufträgen für die Sparte Mobility.
Sorgen, dass ein größerer Teil der vorgezogenen Aufträge wieder storniert werden könnte, macht man sich im Konzern nicht. Bei vielen gebe es Anzahlungen, die Auftragseingänge hätten den «gleichen Härtegrad» wie sonst auch, sagte Finanzchef Ralf P. Thomas. Man werde sie über die kommenden Quartale abarbeiten.
Anlass für eine Erhöhung der Prognose – vergangenes Jahr war sie mehrfach nach oben geschraubt worden – sah man bei Siemens diesmal nicht. Allerdings sagte Thomas, er sehe Potenzial, das obere Ende des Zielkorridors beim Ergebnis pro Aktie zu erreichen oder gar zu überschreiten. Und in drei Monaten, bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal, soll der Ausblick aktualisiert werden.
Bereits am späten Mittwochabend war zudem bekannt geworden, dass Siemens sein Paket- und Postgeschäft verkauft und sich von seinem Anteil an der Elektroauto-Gemeinschaftsfirma mit Valeo trennt. Das Paket- und Postgeschäft geht für 1,15 Milliarden Euro an den Technologiekonzern Körber. Bei dem Gemeinschaftsunternehmen übernimmt Valeo den Anteil des Partners. Siemens erwartet daraus einen positiven Ergebniseffekt von 300 Millionen Euro im laufenden zweiten Geschäftsquartal. Busch kommentierte die Transaktionen als weitere Schärfung des Portfolios «als fokussiertes Technologieunternehmen».
Protest in Berlin gegen Ausgliederung
Weniger Freude macht die bestehende Beteiligung an der abgespaltenen Siemens Energy: Schon im abgelaufenen Quartal drückte sie leicht aufs Ergebnis und die jüngsten Probleme mit der Windkraft und der darauf folgende weitere Absturz der Aktie könnten nun den geplanten weiteren Abbau des Anteils verzögern.
An der Börse kamen die Nachrichten von Siemens insgesamt sehr gut an: Der Kurs der Aktie legte am Morgen um zeitweise mehr als 7 Prozent zu und war damit stärkster Gewinner im Dax.
Derweil haben in Berlin und Nürnberg Siemens-Beschäftigte gegen die geplante Ausgliederung der Großmotorenproduktion LDA protestiert. Auf der Nürnberger Siemensbrücke und vor dem Dynamowerk des Konzerns in der Berliner Siemensstadt kamen mehrere hundert Mitarbeiter zusammen, wie die Gewerkschaft IG Metall mitteilte.
«Bei den ökologischen Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, brauchen wir Alternativen zu den Antriebstechnologien», betonte die Zweite Bevollmächtigte des Bezirks Berlin, Regina Katerndahl. «Diese können und sollten wir vor Ort entwickeln und mit der Digitalisierung verknüpfen. Deshalb machen die Abspaltung und der mögliche Verkauf des Dynamowerks keinen Sinn.»
Siemens hatte im vergangenen Oktober angekündigt, sein Geschäft mit großen Motoren rechtlich auf eigene Füße stellen zu wollen. Die Sparte Large Drive Applications (LDA) hat ihren Hauptsitz in Nürnberg, beschäftigt dort und in Berlin rund 2200 Mitarbeiter sowie in Tschechien, den USA und China weitere 4800. Hauptprodukt sind große Motoren für den Bergbau, die Chemie-, Öl- und Gasindustrie.