Die wirtschaftlichen Folgen der Russland-Sanktionen in Deutschland und im Euroraum halten sich nach Einschätzung von Finanzmarktexperten laut einer Umfrage in Grenzen.
Nach Angaben des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sehen 79 Prozent der Teilnehmer in einer steigenden Inflation die stärksten Auswirkungen. Zugleich erwartet die Mehrheit (74 Prozent) nur einen moderaten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im Euroraum.
Deutliche Konsequenzen sehen die Expertinnen und Experten dagegen für Russlands Wirtschaft. «Dabei wird den Maßnahmen gegen die russische Zentralbank die größte Wirkung zugeschrieben», erläuterte ZEW-Präsident Achim Wambach. Die internationalen Devisenreserven der russischen Zentralbank sind infolge von Sanktionen weitgehend blockiert. Eine Mehrheit von 91 Prozent der Befragten erwartet dadurch Schäden für die Wirtschaft Russlands. 40 Prozent gehen dabei sogar von einem hohen Schaden aus.
Der Ausschluss mehrerer russischer Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift wird nach Einschätzung von 88 Prozent der Befragten negative Folgen haben. Vom Einfrieren des Auslandsvermögens russischer Oligarchen erwartet nur weniger als die Hälfte (43 Prozent) Konsequenzen für die Wirtschaft des Landes.
Die schädlichste Maßnahme für die deutsche Wirtschaft dürfte nach Einschätzung der Befragten der politische Druck auf westliche Unternehmen sein, ihre Geschäftsbeziehungen mit russischen Firmen abzubrechen. Hier erwarten 62 Prozent negative Folgen. Deutlich weniger Finanzmarktexperten rechnen mit Schäden für Europas größte Volkswirtschaft durch den Swift-Ausschluss russischer Banken (35 Prozent) sowie durch Sanktionen gegen die Zentralbank (20 Prozent).
Im Rahmen seiner monatlichen Konjunkturumfrage befragte das ZEW im März 162 Finanzmarktexpertinnen und -experten auch zu den wirtschaftlichen Folgen der Sanktionen.