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Commerzbank: Tausende Stellen auf der Kippe

Die Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Boris Roessler/dpa)

Der erst seit Jahresanfang amtierende Commerzbank-Chef Manfred Knof tritt kräftig auf die Kostenbremse: Das Institut plant den Abbau Tausender Stellen und will sein Filialnetz in Deutschland fast halbieren.

Brutto sollen den Plänen zufolge bis 2024 rund 10.000 von zuletzt gut 39.600 Vollzeitstellen (Stand: Ende September) wegfallen, wie der Frankfurter MDax-Konzern am Donnerstag mitteilte. In Deutschland würde dies jeden dritten Arbeitsplatz betreffen. Die Bank strebt möglichst sozialverträgliche Lösungen und eine zügige Einigung mit dem Betriebsrat an. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus.

Von derzeit bundesweit 790 Filialen sollen noch 450 Standorte übrig bleiben. Digitale Angebote für Kunden will die Bank, die dabei ist, ihre Online-Tochter Comdirect zu integrieren, deutlich ausbauen.

«Wir wollen uns auf die Stärken der Commerzbank konzentrieren und damit ihre Leistungsfähigkeit nachhaltig sichern. Dafür werden wir mit aller Konsequenz Komplexität reduzieren und Kosten senken», ließ Vorstandschef Knof mitteilen. «Unsere Ziele sind sehr anspruchsvoll, aber wir werden alles Notwendige tun, um sie zu erreichen.»

Der Vorstand hat dem Aufsichtsrat entsprechende Eckpunkte für die künftige Strategie vorgelegt, wie die Commerzbank mitteilte. Das Kontrollgremium kommt am nächsten Mittwoch (3.2.) zu einer Sondersitzung zusammen, um die Sparpläne zu beraten. «Im Nachgang soll die neue Strategie vom Vorstand beschlossen werden», heißt es in der Mitteilung.

Details der Strategie sowie die konkreten Maßnahmen und Ziele für die Jahre 2021 bis 2024 will die Commerzbank, eine positive Entscheidung des Vorstands vorausgesetzt, im Rahmen der Bilanzpressekonferenz am 11. Februar 2021 umfassend erläutern. Branchenexperten erwarten für das Geschäftsjahr 2020 tiefrote Zahlen, Analysten gehen davon aus, dass die Commerzbank erst 2022 wieder die Gewinnzone erreichen wird.

Mit dem harten Sparkurs, der sich bereits im vergangenen Jahr angedeutet hatte, will das seit der Finanzkrise 2008/2009 teilverstaatlichte Institut die Kosten deutlich senken. Bis zum Jahr 2024 sollen die Kosten im Vergleich 2020 um 1,4 Milliarden Euro verringert werden.

Der von der Deutschen Bank gekommene Manager Knof hatte den Konzernumbau kurz nach seinem Amtsantritt zur Chefsache erklärt. «Das wird kein bequemer Weg sein, und ohne Zweifel wird die Transformation, die wir brauchen, auch mit noch mehr harten Entscheidungen und weiteren Restrukturierungsmaßnahmen verbunden sein. Aber sie sind nötig, und je schneller wir damit beginnen, desto besser», kündigte Knof Anfang Januar im Intranet der Bank an.

Ähnlich radikale Sparpläne hatte schon der bisherige Vorstand unter Führung von Martin Zielke im vergangenen Jahr entworfen. Digitalisierung und Zinstief setzen die gesamte Branche unter Druck. Doch bei der Commerzbank geriet der Konzernumbau ins Stocken, weil Zielke nach Kritik von Investoren seinen Rücktritt erklärte und zudem die Spitze des Aufsichtsrates neu besetzt werden musste.

Kurz nach Weihnachten hatten sich Management und Betriebsräte dann auf den Abbau von 2300 Vollzeitstellen geeinigt. Dafür bildet das Geldhaus Rückstellungen in Höhe von 610 Millionen Euro im Schlussquartal 2020, die das Ergebnis des vergangenen Jahres belasten. Hinzu kommen Milliardenabschreibung und weitere Vorsorge für mögliche Rückschläge in der Corona-Pandemie.

Insgesamt rechnet die Commerzbank nach Angaben vom Donnerstag mit Aufwendungen für ihren Sparkurs von 1,8 Milliarden Euro, die komplett aus Eigenmitteln finanziert werden. Die Restrukturierungsaufwendungen sollen bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres vollständig bilanziell erfasst sein. Mit 800 Millionen Euro sei bereits im Geschäftsjahr 2020 für einen erheblichen Teil der anfallenden Aufwendungen Vorsorge getroffen. Hinzu kämen weitere 100 Millionen Euro Vorsorge aus dem Jahr 2019.