Bundesagrarminister Cem Özdemir setzt sich angesichts angespannter Getreidemärkte wegen des Ukraine-Krieges dafür ein, EU-Vorgaben für den Wechsel von Ackerpflanzen zu verschieben.
«Damit könnten unsere Bauern mehr Weizen produzieren», sagte der Grünen-Politiker den Partnerzeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft und der «Stuttgarter Zeitung»/«Stuttgarter Nachrichten».
Dabei geht es um 2023 greifende Vorgaben, wonach auf einer Fläche zum Beispiel nicht mehr zwei Jahre in Folge Winterweizen angebaut werden dürfte. «Ich verhandle nun mit der EU-Kommission darüber, diese Regelung zurückzustellen», sagte Özdemir. Mit diesem Vorschlag müsste man zudem «nicht an die wenigen Flächen für den Artenschutz ran».
Infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine, die ein großer Weizenexporteur ist, sind die internationalen Märkte angespannt, und die Preise steigen. Zudem gehen Energie- und Düngemittelkosten hoch. Winterweizen, der im Herbst gesät wird, ist die wichtigste deutsche Getreideart. Laut Ministerium wird er im Schnitt auf etwa einem Viertel der gesamten Ackerfläche angebaut.
Als Entlastung der Bauern hat Özdemir unter anderem schon ermöglicht, dass in diesem Jahr ausnahmsweise Gras und Pflanzen von bestimmten «ökologischen Vorrangflächen» als Futter genutzt werden dürfen. Das soll Preisanstiege abmildern. Er wendet sich aber gegen weitergehende Forderungen auch aus den Ländern, auf Brachflächen wieder alles machen zu können und dort etwa Getreide anzubauen.
Der Bundestag debattiert am Mittwochnachmittag in einer Aktuellen Stunde über die Lage und mögliche Gegensteuerungsmaßnahmen. Unter dem Titel «Hunger vermeiden – Mehr Lebensmittel produzieren statt Ackerflächen stilllegen» hat sie die oppositionelle Union beantragt.