Der Maschinenbau als eine der wichtigsten deutschen Exportbranchen knüpft seine Hoffnungen in diesem Jahr an die Energiesicherheit und eine Entspannung der Handelsprobleme in China.
Zu Beginn der Hannover Messe am Montag sprach der Präsident des Verbands VDMA, Karl Haeusgen, von Belastungen aus dem Ukraine-Krieg, in den Lieferketten und beim Nachschub, die auf die Konjunktur drückten. «Aber zugleich können wir auf ein sehr hohes Auftragspolster blicken», ergänzte er. «Deshalb rechnen wir für 2022 weiter mit einem realen Produktionswachstum, müssen unsere Prognose aber von bisher plus 4 Prozent auf plus 1 Prozent reduzieren.»
Grundsätzlich könne sich die Kernindustrie – wenngleich ausgebremst – von der Corona-Krise erholen. Dies hänge jedoch davon ab, dass es keine abrupte Unterbrechung der Energieversorgung gebe. Haeusgen betonte außerdem: «Es braucht vielerorts hohe Investitionen, um die Wertschöpfungs- und Lieferketten neu auszurichten.» In China trafen neue Pandemie-Lockdowns auch deutsche Ein- und Ausfuhren empfindlich.
Inflation und knappe Rohstoffe bergen Unsicherheit
In einem optimistischen Szenario erwartet die Schlüsselbranche für 2022 eine nominale – also nicht preisbereinigte – Steigerung der Umsätze um bis zu 8 Prozent, entsprechend möglichen Gesamterlösen von 239 Milliarden Euro. Allerdings gehört die Inflation in Verbindung mit knapperen Rohstoffen und Vorprodukten zu den größten Unsicherheiten. Und die industriellen Erzeugerpreise sind den Endverbraucherpreisen in vielen Ländern enteilt.
Im für die Maschinen- und Anlagenbauer bedeutenden Russland-Geschäft könnte sich wegen der Sanktionen seit dem Kriegsbeginn Ende Februar fast ein Totalausfall abzeichnen, wie eine Umfrage nahelegt. Demnach gaben 95 Prozent der rund 300 teilnehmenden VDMA-Mitglieder an, ihre Tätigkeit in Russland sei spürbar eingeschränkt oder vollständig zum Erliegen gekommen.
Drei von vier Unternehmen rechnen mit weiteren Verschlechterungen oder sogar mit einem Aus ihrer Russland-Aktivitäten. Zur Debatte über Unabhängigkeit von Moskau und zur Umsetzung der EU-Klimaschutzpakete meinte Haeusgen, es müsse jetzt «unbedingt ein wesentlich größerer Fokus auf eine Steigerung der Energieeffizienz gelegt werden».
Im ersten Quartal hatten die Exporte einschließlich Preiserhöhungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,4 Prozent auf 43,6 Milliarden Euro zugelegt. Im Einzelmonat März sanken sie bereits um 6,2 Prozent. Gut lief zuletzt vor allem das Geschäft in den USA.