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KfW-Studie: Wieder mehr Gründer nach Corona-Delle

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Mai 30, 2022
Der Schriftzug «Innovation» steht bei der symbolischen Eröffnung vor dem Eingang des Gebäudes der Start-up Labs Bahrenfeld in Hamburg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/dpa)

Nach einer deutlichen Corona-Delle haben sich im vergangenen Jahr wieder mehr Menschen in Deutschland selbstständig gemacht.

Auch weil 2020 viele Projekte auf Eis gelegt wurden, stieg die Zahl der Existenzgründungen mit Nachholeffekten nun wieder um 70.000 (13 Prozent) auf 607.000, wie die staatliche KfW Bankengruppe am Montag in Frankfurt berichtete.

Mit 42 Prozent war der Frauenanteil laut KfW-Gründungsmonitor so hoch wie nie. Auch waren besonders viele junge Menschen bereit, auf eigenes Risiko ein Geschäft zu starten. Das Durchschnittsalter der Gründer und Gründerinnen sank so auf 35 Jahre. In der Pandemie setzten sich zudem digitale Geschäftsideen so stark durch wie noch nie: Internet-basiert waren 41 Prozent der Gründungen, und 31 Prozent der Gründer setzten bei ihren Kunden voraus, dass diese digitale Technologien nutzen. Zu 85 Prozent wurden neue Unternehmen gegründet.

Entwicklung auf niedrigem Niveau

Die KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib nannte die Entwicklungen «erfreulich». Allerdings bewege man sich auf einem sehr niedrigen Niveau, das weit von den Höchstständen zu Beginn der 2000er-Jahre entfernt sei. Im Jahr 2003 hatte es fast 1,5 Millionen Neugründungen gegeben. Neben dem starken Arbeitsplatzangebot spiele die demografische Entwicklung die Hauptrolle für fehlenden Gründergeist. «Wir sind eine alternde Gesellschaft, und mit steigendem Alter nimmt der Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit ab», erklärte Köhler-Geib. Dabei sei ein reges Gründungsgeschehen eigentlich volkswirtschaftlich wünschenswert, weil es den Wettbewerb belebe.

Die Gründer des Jahres 2021 hatten auch gute Gründe für ihren Schritt: Laut dem KfW-Monitor meinten 82 Prozent, eine günstige Geschäftsgelegenheit erkannt zu haben (2020: 80 Prozent). Derartige «Chancengründungen» sind im Durchschnitt stabiler und schaffen mehr neue Jobs, wie die Autoren erläuterten. Nur 15 Prozent gründeten, weil sie keine bessere Erwerbsalternative für sich sahen.

Nach den bisherigen Erfahrungen haben nach drei Jahren rund 30 Prozent aller Gründer aufgehört und nach fünf Jahren sind es 40 Prozent. Am häufigsten spielten dabei persönliche Gründe die entscheidende Rolle, ergibt sich aus den KfW-Befragungen. Die größten Barrieren vor einer Existenzgründung sind demnach finanzielle Risiken und Finanzierungsschwierigkeiten sowie der Verzicht auf die Vorteile einer Anstellung.