Der Chipentwickler Dialog Semiconductor und der japanische Wettbewerber Renesas Electronics haben sich auf eine Übernahme geeinigt.
Die Japaner wollen Dialog für 67,50 Euro pro Aktie kaufen, wie das deutsch-britische Unternehmen in London mitteilte. Das entspricht eine Bewertung von rund 4,9 Milliarden Euro. Tags zuvor hatten beide Unternehmen entsprechende Gespräche öffentlich gemacht. Aktionäre und Aufsichtsbehörden müssen den Deal noch genehmigen.
Der Apple-Zulieferer Dialog rechnet mit einem Vollzug in der zweiten Jahreshälfte. Renesas plane, mit Bargeld für die Übernahme zu bezahlen, hieß es. Die Japaner wollen auch eigene Aktien verkaufen, um die Übernahme zu stemmen.
Das Unternehmen mit weltweit 2300 Beschäftigten hat deutsche Wurzeln. In Deutschland sind insgesamt 390 Mitarbeiter beschäftigt, ein Teil davon in Kirchheim unter Teck. In der baden-württembergischen Kommune ist unter anderem seit Jahren die Forschung und Entwicklung angesiedelt, wie eine Sprecherin sagte. Dialog Semiconductor war im vergangenen März das erste «Brexit»-Opfer am deutschen Aktienindex geworden. Der Chip-Entwickler war aus dem Nebenwerteindex MDax geflogen, weil sein Firmensitz in Reading bei London außerhalb der Europäischen Union (EU) liegt.
Die Dialog-Aktie legte in den ersten Handelsminuten um knapp ein Fünftel auf rund 66 Euro zu und baute damit die Kursgewinne der vergangenen Wochen kräftig aus. Seit dem Tief im Corona-Crash im Frühjahr 2020 hat sich der Kurs mehr als verdreifacht.
Zuletzt hatte Dialog Semiconductor dank einer starken Nachfrage bei 5G-Telefonen und Tablets mit mehr Umsatz im vierten Quartal gerechnet und die Prognose angehoben. Die Erlöse dürften bei 436 bis 441 Millionen US-Dollar liegen statt wie zuvor erwartet zwischen 380 und 430 Millionen.
Dialog ist seit längerem bestrebt, sich unabhängiger vom Großkunden Apple zu machen. Bislang bietet Dialog Semiconductor Audio-, Schnelllade- und Bluetooth-Chips für Smartphones, Tablets und andere Mobilgeräte an. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen bereits sein Geschäft mit Stromsteuerungschips in weiten Teilen an Apple verkauft. Im Sommer übernahm Dialog den US-Schaltkreis-Spezialisten Adesto.
Renesas ist Spezialist für Chips, die in Autos eingesetzt werden und damit Konkurrent von Infineon und STMicroelectronics. Zuletzt hatten die Japaner einen Börsenwert von umgerechnet rund 16 Milliarden Euro.