An den Börsen geht die Rekordrally zu Wochenbeginn in eine neue Runde. Hierzulande profitierten der Leitindex Dax sowie die Nebenwerte-Indizes MDax und SDax zunächst von den Rekorden des marktbreiten S&P 500 und der Technologiebörse Nasdaq in den USA vom Freitag.
Zum Handelsstart am Montag gelang auch dem wichtigsten Wall-Street-Index Dow Jones Industrial ein Rekordhoch und stieg erstmals über 31.300 Punkte. Zugleich drangen die anderen drei US-Indizes ebenfalls in noch höhere Regionen vor.
Davon ließen sich die deutschen Indizes aber kaum beeindrucken, denn der Schwung hierzulande ließ deutlich nach. Der Dax ging mit plus 0,02 Prozent auf 14.059,91 Punkte ebenso wie der SDax mit plus 0,04 Prozent fast unverändert aus dem Tag. Der MDax rettete ein Plus von 0,23 Prozent.
Allerdings ist das Kursplus im Dax seit seinem Tief im Corona-Börsencrash im März 2020 atemberaubend: Das deutsche Börsenbarometer hat seither um 70 Prozent zugelegt. Nur minimal stärker ging es für den US-Index Dow nach oben, während sich der Nasdaq-Auswahlindex 100 allerdings etwas mehr als verdoppelte.
In Tokio überwand der japanische Nikkei-225-Index am Montag erstmals seit dem Jahr 1990 die Marke von 29.000 Punkten. Mit Blick auf den europäischen Aktienmarkt dagegen sind Rekorde für den EuroStoxx 50 weit entfernt. Immerhin aber bewegt sich der Leitindex der Eurozone wieder auf dem Niveau von Ende Februar 2020. Seinen coronabedingten Kurseinbruch hat er fast wieder ausgebügelt.
Die Anleger sind seit einigen Tagen optimistisch gestimmt, nachdem Sorgen über größere Marktschwankungen durch spekulationsgetriebene Käufe einzelner Aktien zuletzt in den Hintergrund getreten sind.
Entsprechend treiben erneut die schon bekannten Impulsgeber die Märkte weiter hoch: Die Erwartung eines fast zwei Billionen US-Dollar großen Corona-Hilfspakets in den USA und die Fortschritte in den Impfkampagnen samt weiterer Zulassungen für Impfstoffe sowie sinkende Corona-Neuinfektionen. Hinzu kamen nun noch zahlreiche überraschend positive Geschäftsberichte von Unternehmen, die den Optimismus einer raschen weltweiten Wirtschaftserholung weiter befeuern.
Die Anfang November ausgelöste Rally an den Börsen geht auf die Wahl des Demokraten Joe Biden zum neuen US-Präsidenten zurück sowie auf das Brexit-Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien. Dadurch wich enorme politische Unsicherheit. Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners etwa kommentierte, dass das Werben von US-Finanzministerin Janet Yellen für das billionenschwere Corona-Hilfspaket von Biden sowie die in Aussicht gestellte Rückkehr zur Vollbeschäftigung im kommenden Jahr gut ankämen.
Zum anderen keimte zu Ende des vergangenen Jahres mit Impfstoffen die Hoffnung auf einen durchgreifenden Erfolg in Kampf gegen die Corona-Pandemie auf: Inzwischen sind in der Europäischen Union die Impfstoffe von Biontech/Pfizer sowie die Vakzine der Unternehmen Moderna und Astrazeneca zugelassen. Auf den Markt kommen dürften im Laufe des Jahres auch Präparate anderer Unternehmen. Die Hoffnung ist groß, dass die Impfstoffe wirken und die Pandemie ausreichend eindämmen. Auch wird darauf gesetzt, dass sie gegen Corona-Mutationen greifen. Der Optimismus über baldige schrittweise Lockerungen der coronabedingten Beschränkungen weltweit ist ebenfalls groß.
Angesichts der gut laufenden Berichtssaison blicken zudem die Experten der DZ Bank zuversichtlich in die Zukunft. Sie stockten ihr Ziel für den Dax bis zum Jahresende 2021 von 14.000 auf 15.000 Punkte auf. «Die Dax-Unternehmen mussten 2020 wesentlich geringere Umsatz- und Gewinneinbußen hinnehmen als befürchtet», schrieb Analyst Christian Kahler. «Neue Rekordgewinne dürften nun bereits 2022 erreicht werden, statt der bisherigen Erwartung von 2022/23.»
Zudem unterstützt Kahler zufolge das gegenüber November 2020 verbesserte politische Umfeld die Marktstimmung, denn «der Brexit ist durch und der ehemalige US-Präsident Donald Trump ist Geschichte». Mittlerweile haben die US-Demokraten nicht nur im Repräsentantenhaus, sondern auch im Senat de facto die Mehrheit und können durchregieren.
Nicht zuletzt treibt die Billiggeldflut der Notenbanken die Börsen schon lange mit an. Problematisch kann das werden, falls die Inflationserwartungen plötzlich deutlich anziehen. Daher werden die Entwicklungen am Anleihemarkt genau beobachtet. So stieg am Montag die Rendite richtungweisender zehnjähriger US-Staatsanleihen weiter. So mancher Ökonom blickt daher mit Skepsis auf das sehr üppige geplante Konjunkturpaket Bidens und warnt, es könne zu einer Überhitzung der Konjunktur führen. Die Aussicht auf steigende Zinsen zur Bekämpfung der Inflation ist eine Bedrohung für den Aktienboom.