Der deutsche Aktienmarkt hat zum Wochenstart seinen jüngsten Erholungskurs gebremst fortgesetzt. Der Dax baute seine Gewinne vom Freitag aus und überwand zeitweise auch wieder die Marke von 13.000 Punkten.
Ob die aktuelle Stabilisierung hält und die Erholung weitergeht, dürfte sich laut Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets vor allem am Donnerstag zeigen. Dann werde die Europäische Zentralbank (EZB) erstmals seit mehr als zehn Jahren die Leitzinsen im Euroraum anheben. Zugleich enden auch die planmäßigen Wartungsarbeiten an der Gaspipeline Nord Stream 1 und die Anleger sorgen sich, dass Russland den Gashahn nicht wieder aufdrehen könnte.
Der deutsche Leitindex beendete den Montag mit plus 0,74 Prozent auf 12.959,81 Punkte, nachdem er am Freitag um fast drei Prozent gestiegen war. Der MDax der mittelgroßen Börsenfirmen legte am Montag um 1,42 Prozent auf 25.921,23 Punkte zu. Die wichtigsten europäischen Börsen verbuchten ebenfalls Gewinne. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 1,00 Prozent auf 3511,86 Zähler nach oben. In den USA legten die wichtigsten Indizes ebenfalls zu.
Ein großer Zinsschritt um 0,50 Prozentpunkte am Donnerstag würde dazu beitragen, die Diskussionen zu beenden, die EZB tue zu wenig, konstatierte Stanzl. «Die Notenbank kann ihre Verantwortung der Preisstabilität nicht gänzlich auf die Energiepolitik oder die Corona-Pandemie und die damit entstandenen Engpässe schieben. Sie ist nun mal für die Bekämpfung der Inflation verantwortlich und muss dies endlich auch unter Beweis stellen.»
Unter den Einzelwerten im Dax verbuchten die Aktien von BASF auch dank einer Analystenstudie einen Kursgewinn von 3,1 Prozent auf 42,72 Euro. Matthew Yates von der Bank of America empfahl die Papiere der Ludwigshafener mit einem Kursziel von 50 Euro zum Kauf und machte damit eine Kehrtwende nach seiner zuletzt skeptischen Einstufung. Der Markt unterschätzt ihm zufolge das Potenzial der Absicherungsgeschäfte der Öl- und Gastochter Wintershall.
Die Papiere von Covestro gewannen nach einem Interview von Finanzvorstand Thomas Toepfer 2,1 Prozent. Das operative Ergebnis im zweiten Quartal werde am oberen Rand der prognostizierten Spanne liegen, sagte Toepfer der «Börsen-Zeitung». Allerdings rechnen viele Experten mit soliden Quartalsberichten aus der Chemiebranche. Wichtiger werden die Ausblicke für den Rest des Jahres angesichts einer drohenden Gasknappheit und einer möglichen Konsumschwäche infolge der hohen Inflation.
Die Volkswagen-Papiere gehörten mit einem Plus von 2,8 Prozent ebenfalls zu den Top-Werten im Dax. Der VW-Konzern will seine Sportwagentochter Porsche möglichst noch dieses Jahr an die Börse bringen, geplant ist dies für das vierte Quartal. Porsche will in den kommenden Jahren seine Profitabilität deutlich steigern und strebt langfristig einen operativen Gewinn von 20 Prozent des Umsatzes an.
Die Aktien von Delivery Hero drehten nach anfänglichen Verlusten ins Plus und schlossen als MDax-Spitzenreiter acht Prozent höher. Zur Eröffnung hatten sie in Reaktion auf reduzierte Wachstumsziele von Deliveroo nachgegeben. Allerdings hatte der britische Wettbewerber sein Margenziel für 2022 beibehalten, da sich die Nachfrage erhole.
Der Gaskonzern Uniper zapfte seine verbleibenden Liquiditätsreserven an. Die bestehende Kreditfazilität der staatlichen KfW in Höhe von zwei Milliarden Euro wurde vollständig in Anspruch genommen. Uniper beantragte nun einer Erhöhung der KfW-Kreditlinie. Die Anteilscheine stiegen um 0,9 Prozent.
Der Euro stieg bis zum frühen Abend auf 1,0165 US-Dollar. Die EZB setzte den Referenzkurs zuvor auf 1,0131 (Freitag: 1,0059) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9871 (0,9941) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen von 0,95 Prozent am Freitag auf 1,04 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,57 Prozent auf 134,97 Punkte. Der Bund-Future verlor am Abend 0,74 Prozent auf 151,83 Zähler.