• Fr. Nov 22nd, 2024

BASF: Betrieb auch bei Gasnot denkbar

BASF blickt trotz der Lockdowns in China und der Energiekrise zuversichtlich auf das Geschäftsjahr. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa)

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF rechnet auch im ungünstigen Fall mit genügend Erdgas für den Weiterbetrieb des Stammwerks in Ludwigshafen – zumindest im eingeschränkten Umfang.

«Sollte die Bundesregierung die dritte und letzte Notstandsstufe ausrufen, gehen wir derzeit davon aus, dass BASF noch ausreichend Erdgas erhalten würde, um den Betrieb am Standort Ludwigshafen mit reduzierter Last aufrechtzuerhalten», sagte Konzernchef Martin Brudermüller am Mittwoch anlässlich der Vorlage detaillierter Zahlen zum zweiten Quartal.

BASF spielt nach seinen Worten eine wichtige Rolle als Lieferant für alle möglichen Ausgangsstoffe für Industrie und Landwirtschaft und geht davon, dass dies berücksichtigt wird. Er könne aber nicht sagen, was in Extremfällen am Standort Ludwigshafen passiere. «Wir gehen aber davon aus, dass wir es schaffen und dass wir nicht in die Abstellung kommen, aber garantieren kann es keiner», sagte der BASF-Manager. Ende April hatte er bereits gesagt, dass der Betrieb in Ludwigshafen notfalls heruntergefahren werden muss. Hintergrund sind die gedrosselten Erdgaslieferungen aus Russland.

«Wenn die Erdgasversorgung nicht unter etwa die Hälfte unseres maximalen Bedarfs fällt, können wir den Verbund in Ludwigshafen mit reduzierter Last weiterbetreiben,» sagte Brudermüller und bezeichnete den Standort als «größten Erdgasverbraucher in Deutschland». Zuversichtlich sei er mit Blick auf Schwarzheide. Der Standort in Brandenburg ist der zweitgrößte des Konzerns in Deutschland. Dort könnte das Unternehmen den kompletten Strom- und Dampfbedarf mit Heizöl erzeugen. In Ludwigshafen ließen sich durch den Einsatz von Heizöl etwa 15 Prozent der dafür benötigten Erdgasmenge einsparen.

Darüber hinaus hat BASF laut Brudermüller bereits einige Maßnahmen ergriffen, um das Risiko zu minimieren. Bei Anlagen, die große Mengen von Erdgas benötigen – beispielsweise für die Herstellung von Ammoniak – sei die Produktion gedrosselt worden. In Ludwigshafen wurde bislang etwa ein Viertel des als Rohstoff verwendeten Erdgases für die Herstellung dieser Stickstoffverbindung verwendet, die beispielsweise für die Herstellung von Dünger benötigt wird. Bei Ammoniak ist auch der Zukauf von außen möglich.

Zuversichtliche Umsatzprognosen trotz Energiekrise

Der zuversichtliche Grundton wird auch von den neuen Geschäftszahlen beeinflusst. Zwar setzen dem Chemieriesen die rasant gestiegenen Energiekosten und Einschränkungen durch erneute Lockdowns in China zu, doch war er in der Lage, diese Kostensteigerungen in Form höherer Preise an die Kunden weiterzugeben. Die Ziele für 2022 hob das Dax-Unternehmen an. Für 2022 rechnet es nun mit einem Zuwachs beim Umsatz auf 86 bis 89 Milliarden Euro. Zuvor war der Konzern von einem Rückgang auf 74 bis 77 Milliarden ausgegangen, nach 78,6 Milliarden Euro im Jahr 2021.

Beim operativen Ergebnis hob BASF das untere Ende der Prognosespanne an und peilt nun mindestens 6,8 Milliarden Euro an anstatt zuvor 6,6 Milliarden. Das obere Ende des Gewinnziels bestätigte das Unternehmen mit 7,2 Milliarden Euro. 2021 hatte BASF einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 7,8 Milliarden Euro ausgewiesen. Dabei geht BASF für das zweite Halbjahr von einer allmählichen Abkühlung der wirtschaftlichen Entwicklung weltweit aus.

Den konjunkturellen Risiken will BASF mit Kostensenkungen begegnen. Genannt wurden dabei die zeitliche Streckung von Investitionen, Einstellungen und Infrastrukturmaßnahmen wie Renovierungen. Das heiße aber nicht, dass es einen Einstellungsstopp gebe, stellte Brudermüller klar. «Wir werden aber dreimal hingucken», ob Einstellungen nötig seien und wer gebraucht werde.

Das Unternehmen hatte bereits Mitte Juli Eckdaten für das zweite Quartal vorgelegt. Demnach legte Umsatz im Jahresvergleich um 16 Prozent auf 23 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich verdiente BASF mit 2,1 Milliarden Euro gut ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor.