Nach einem drastischen Anstieg haben die Gebrauchtwagenpreise wohl ihren Höhepunkt erreicht. Seit einigen Monaten stagnieren sie, wie aus Zahlen des Marktbeobachters DAT hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorab vorliegen. Erste Frühindikatoren deuten sogar in Richtung einer Entspannung, mit einem zügigen Rückgang rechnet man bei den Experten in Ostfildern aber nicht.
«Seit Sommer 2021 befinden sich die Gebrauchtwagenwerte in allen Fahrzeugsegmenten im Aufwärtstrend, seit April 2022 auf einem hohen Plateau verharrend», sagte ein Sprecher der DAT. So lag der Restwert eines typischen drei Jahre alten Benziners mit 45.000 Kilometern auf dem Zähler im August durchschnittlich bei 67,7 Prozent des Listenneupreises. Im Juni 2021 hatte der Wert noch bei 55,5 Prozent gelegen. Bei Diesel lag der Wert für einen dreijährigen Pkw mit 60.000 Kilometern im August bei 65,1 Prozent. Im Juni 2021 hatte der Restwert bei 52,8 Prozent gelegen.
Treiber der Preise war ein Mangel an Gebrauchten. Inzwischen zeigt sich allerdings, dass Autohändler die Fahrzeuge nicht mehr ganz so schnell verkaufen können. Die sogenannten Standtage nehmen seit einigen Monaten wieder zu. Die Händler können die Gebrauchten also offenbar nicht mehr problemlos zu den von ihnen verlangten Preisen verkaufen. In der Regel neigen Autohändler dazu, bei Fahrzeugen, die länger stehen, die Preise zu senken. Laut DAT kostet ein durchschnittlicher Standtag den Händler rund 25 Euro.
Insgesamt ist der Gebrauchtwagenmarkt aber immer noch von einem Mangel gekennzeichnet: Seit Jahresbeginn zählte das Kraftfahrtbundesamt 3,8 Millionen Besitzumschreibungen. Von Januar bis August wurden also rund ein Sechstel weniger Gebrauchte verkauft als im Vorjahreszeitraum. Derzeit kommen weniger junge Gebrauchte auf den Markt, weil einerseits während Corona weniger Neuwagen gebaut wurden, andererseits teilweise Leasingverträge verlängert werden, weil es immer noch zu wenig Neuwagen gibt. Hinzu kommt, dass Kunden, die eigentlich Neuwagen kaufen würden, derzeit oft zu jungen Gebrauchten greifen, weil Neuwagen ebenfalls teurer geworden sind und teils sehr lange Lieferzeiten haben.
Vorherzusagen, wie sich der Markt weiterentwickeln werde, sei schwierig, sagte der Sprecher. Doch sollte sich die Situation in der Ukraine entspannen, könne 2023 zu einem Übergangsjahr werden, «in dem sich die Automobilproduktion schrittweise an das Vorkrisenniveau heranarbeiten wird». Dies alles werde sich aber erst 2024 auf dem Gebrauchtwagenmarkt bemerkbar machen. «Vorher bleibt die Ware knapp.»