Vor der Leitzinsentscheidung der US-Notenbank Fed hat der Dax am Mittwoch einen großen Teil seiner Vortagesverluste wieder ausgeglichen. Mit dem Rückenwind der freundlichen US-Börsen baute der deutsche Leitindex seine Gewinne bis zum Handelsschluss auf 0,76 Prozent auf 12 767,15 Punkte aus.
Den Rutsch am Morgen um mehr als ein Prozent hatte das Börsenbarometer zügig weggesteckt. Die Anleger hatten auf die Teilmobilmachung in Russland zunächst nervös reagiert, hatten sich dann aber schnell gefangen.
Auch der MDax schaffte es zur Wochenmitte in die Gewinnzone – der Index der mittelgroßen Unternehmen legte um 0,62 Prozent auf 23 908,00 Zähler zu.
Das dominierende Thema am Markt blieb nach dem ersten Schrecken über die Nachrichten aus Russland die Geldpolitik in den USA. Die Währungshüter der US-Notenbank Fed wollten nur wenige Stunden nach dem Börsenschluss in Deutschland ihren Zinsentscheid bekannt geben. Dies könnte auch Einfluss auf die weitere Kursentwicklung an den Börsen haben. Unter Experten gilt ein deutlicher Zinsschritt um erneut 0,75 Prozentpunkte durch die US-Währungshüter mittlerweile als ausgemachte Sache. Händlern zufolge rechnet inzwischen aber ein Fünftel der Marktteilnehmer mit einem noch größeren Zinsschritt um einen ganzen Prozentpunkt.
In Russland sollen laut Verteidigungsminister Sergej Schoigu 300 000 Reservisten für den Krieg in der Ukraine mobilisiert werden. Von dieser Nachricht angetrieben wurden einmal mehr Aktien deutscher Rüstungskonzerne: Rheinmetall kletterten als MDax-Spitzenreiter um mehr als neun Prozent, für Hensoldt im SDax ging es um fast elf Prozent nach oben.
Uniper-Aktien fielen mit einem Abschlag von zeitweise fast 40 Prozent kräftig. Gemutmaßt wurde es schon, nun ist es Gewissheit: Der angeschlagene Energiekonzern wird weitestgehend verstaatlicht. Der Bund wird durch eine Kapitalerhöhung und den Kauf aller Anteile vom bisherigen finnischen Mehrheitseigentümer Fortum knapp 99 Prozent der Uniper-Aktien bekommen.
Der Übernahmepreis von 1,70 Euro je Aktie befeuerte jedoch Befürchtungen bei den übrigen Investoren, nach der monatelangen Talfahrt der Papiere auf noch größeren Verlusten sitzenzubleiben. Am Abend gingen Uniper-Anteile mit rund 25 Prozent Minus bei 3,12 Euro aus dem Handel. Seit dem Jahreswechsel beläuft sich der Kursverlust damit auf mehr als 90 Prozent.
Daneben bewegten am Markt noch einige Analystenstimmen. Mit knapp zwei Prozent waren die Aktien der Deutschen Post einer der größten Dax-Verlierer. Goldman-Sachs-Experte Patrick Creuset gab seine bisherige Kaufempfehlung auf. Er rechnet mit einem mehrjährigen Abwärtszyklus im Logistiksektor.
Im MDax trieben gleich zwei positive Studien und höhere Kursziele der US-Banken JPMorgan und Goldman Sachs den Scout24-Kurs an – die Papiere des Online-Portalbetreibers verteuerten sich um fast vier Prozent.
Auch in Europa zeigten sich die Marktteilnehmer vor dem Fed-Entscheid mutiger: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 kletterte um
0,71 Prozent auf 3491,87 Punkte. Auch an den Leitbörsen in Paris und London waren die Vorzeichen positiv. In New York legte der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss um rund ein halbes Prozent zu.
Der wegen der neuen Spannungen mit Russland unter Druck geratene Euro kostete im Abendhandel 0,9876 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 0,9906 (Dienstag: 0,9986) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 1,0095 (1,0014) Euro gekostet.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 1,80 Prozent am Vortag auf 1,78 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,22 Prozent auf 130,00 Punkte. Der Bund-Future kletterte um 0,27 Prozent auf 141,22 Zähler.