Nach vorläufig ergebnislosen Tarifverhandlungen für die Metall-und Elektroindustrie hat die IG Metall bundesweit zu Warnstreiks aufgerufen. Diese werden bereits in der Nacht zum Dienstag (2. März) eine Minute nach Mitternacht beginnen, wie die Gewerkschaft ankündigte.
Am Montag soll es bereits Protestaktionen in Betrieben und Öffentlichkeit geben. Am Freitag war in Bayern der letzte Versuch einer Annäherung innerhalb der Friedenspflicht gescheitert. In der vierten Verhandlungsrunde in München sei es am Schluss «ein bisschen emotional» zugegangen, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Johann Horn. Die Arbeitgeber «provozieren den Widerstand der Beschäftigten». Die Verhandlungsführerin des Arbeitgeberverbands vbm, Angelique Renkhoff-Mücke, sagte: «Wir haben uns verständigt, dass wir erst mal eine Denkpause machen.» Einen neuen Verhandlungstermin gibt es in Bayern im Gegensatz zu anderen Tarifbezirken noch nicht. In Baden-Württemberg soll am 9. März weiter gesprochen werden.
Die IG Metall fordert für die bundesweit rund 3,8 Millionen Beschäftigten vier Prozent mehr Lohn – wo es in einem Betrieb schlecht läuft, in Form von Lohnausgleich bei einer abgesenkten Arbeitszeit. Die Arbeitgeber haben bislang Lohnerhöhungen frühestens für das Jahr 2022 in Aussicht gestellt und Forderungen nach mehr Mitsprache bei strategischen Entscheidungen abgelehnt. Sie fordern, dass Krisenbetriebe bei bestimmten Bilanzzahlen ohne lange Nachverhandlungen mit der IG Metall automatisch vom Tarifvertrag abweichen können.
Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf kritisierte im Interview mit dem «Handelsblatt» (Freitag) die Warnstreiks. «Manche IG-Metaller-Seelen brauchen wohl ein bisschen Geklapper, aber sinnvoll ist das angesichts der nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Lage unserer Industrie nicht.» Es gebe in der aktuellen wirtschaftlichen Situation nichts zu verteilen. «Wir sollten die leichte Erholung der Industrie, die wir zum Glück sehen, jetzt nicht durch Warnstreiks gefährden.»
Der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, kritisierte im Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Freitag) die geringen Fortschritte in den seit Mitte Dezember laufenden Verhandlungen. Der Vorschlag der Arbeitgeber sehe nach 2020 auch für das laufende Jahr keine Tariferhöhung vor. «Es tut mir leid: Das ist keine gute Basis für Tarifverhandlungen. Es begründet die Notwendigkeit, den Arbeitgebern nun auch durch Warnstreiks klarzumachen, dass es so nicht geht.» Bei den Warnstreiks ab Dienstag werde man Betriebe in Kurzarbeit ausnehmen, weil dort kein wirtschaftlicher Druck aufzubauen wäre.