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Credit Suisse bekommt grünes Licht für Kapitalerhöhung

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Nov 23, 2022
Die Saudi National Bank steigt bei der Schweizer Credit Suisse ein. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Michael Buholzer/KEYSTONE/dpa)

Die krisengeschüttelte zweitgrößte Schweizer Bank Credit Suisse (CS) ist mit ihrem Rettungsplan zwar ein Stück weiter gekommen. Auf einer außerordentlichen Generalversammlung stimmten am Mittwoch mehr als 90 Prozent der Aktionäre für die geplante Kapitalerhöhung, wie die Bank mitteilte. Aber das Marktumfeld blieb düster.

Nach der Ankündigung massiver Mittelabflüsse und eines weiteren Milliardenverlusts fiel der Kurs der CS-Papiere deutlich und näherte sich zeitweise dem Rekordtief von 3,52 Franken (3,52 Euro) von Anfang Oktober, bevor er sich leicht erholte.

Im Oktober hatten Anleger Sorge geäußert, dass die CS die Finanzmärkte wie einst Lehman Brothers in einen Abwärtsstrudel reißen könnte. Analysten wiesen das aber als haltlos zurück.

Fünfter Quartalsverlust in Folge

Der für das 4. Quartal erwartete Vorsteuerverlust von 1,5 Milliarden Franken ist der fünfte Quartalsverlust in Folge und mehr, als Analysten erwartet hatten. Der Bank sei die Stabilisierung ihrer Geschäfte offensichtlich noch nicht geglückt, kommentierte Analyst Kian Abouhossein von JPMorgan.

Zumindest ist die gewünschte Kapitalerhöhung unter Dach und Fach. Neben einem Bezugsrechtsangebot für bestehende Aktionäre steigt auch die Saudi National Bank (SNB) aus Saudi-Arabien mit rund 1,5 Milliarden Franken ein. Insgesamt sollen die neuen Aktien vier Milliarden Franken in die Kassen spülen, um den Transformationsplan von Ende Oktober umzusetzen. Die Bank will damit nach kostspieligen Fehlentscheidungen und Milliardenverlusten aus der Krise kommen.

Der Börsenwert rutschte tief in den Keller

Die Bank ist nach Skandalen, Gerichtsverfahren und Debakeln angeschlagen. 2019 machte sie Schlagzeilen mit einer Spitzelaffäre, bei der ein scheidender Mitarbeiter in Gangstermanier auf den Straßen Zürichs beschattet wurde. Es folgten Verurteilungen unter anderem wegen eines Korruptionsskandals in Mosambik und nicht unterbundener Geldwäsche durch eine bulgarischen Mafia. 2021 kamen der milliardenteure Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Liquidierung der Greensill-Fonds dazu. In diesem Jahr gab es negative Schlagzeilen über mögliche CS-Konten Krimineller und korrupter Staatschefs. Der Börsenwert lag 2017 bei 45 Milliarden Franken, in diesem Jahr rutschte er zeitweise auf zehn Milliarden Franken.

Die CS will nun einen Teil des Investmentbankings abstoßen und sich vor allem auf das Schweizer Geschäft sowie die Vermögensverwaltung und das Asset Management etwa von Pensionskassengeldern konzentrieren. 9000 der gut 52.000 Arbeitsplätze sollen verschwinden, großenteils durch Abspaltung eines Teils des Investmentbankgeschäfts.

Die Bank will einen bedeutenden Anteil des kapitalintensiven Verbriefungsgeschäfts (Securitized Products) verkaufen, bei dem Kredite in Wertpapiere umgewandelt werden. Ein Rahmenvertrag mit einem Konsortium um das Private Equity-Unternehmen Apollo wurde bereits geschlossen. Außerdem soll das Kapitalmarkt- und Beratungsgeschäft in den nächsten drei Jahren in die neue Einheit CS First Boston ausgegliedert werden.

Konzentration auf strategische Prioritäten

«Das Abstimmungsergebnis bestätigt das Vertrauen in unsere Strategie, die wir im Oktober vorgestellt haben», zitierte die Bank den Präsidenten des Verwaltungsrats, Axel Lehmann. «Wir konzentrieren uns voll und ganz auf die Umsetzung unserer strategischen Prioritäten, um die Basis für künftiges profitables Wachstum zu schaffen.»

Die Saudi National Bank hält künftig einen Anteil von knapp zehn Prozent an der CS. Die Ethos-Stiftung als Aktionärin war wegen der Menschenrechtslage in Saudi-Arabien gegen die Beteiligung, fand aber keine Mehrheit. Der SNB-Vorsitzende Ammar al-Khudairy sprach zuvor in einem Interview mit Bloomberg von einem «ausgezeichneten Renditepotenzial». Die SNB wird neben der US-Fondsgesellschaft Harris Associates einer der größten Aktionäre, vor dem katarischen Investitionsfonds QIA.

Von Christiane Oelrich, dpa