Die wirtschaftliche Bedeutung des Hamburger Hafen reicht einer Studie zufolge deutlich weiter über die Grenzen der Metropolregion Hamburg hinaus als bislang bekannt.
Laut einer Untersuchung im Auftrag der Wirtschaftsbehörde und der Hamburg Port Authority (HPA) sichert Europas drittgrößter Hafen bundesweit mehr als 600.000 Arbeitsplätze und generiert Steuereinnahmen in Höhe von fast 2,6 Milliarden Euro. Bislang war man davon ausgegangen, dass etwa 269.000 Jobs in Deutschland direkt oder indirekt vom Hafen abhängen.
Aus Sicht von Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) eröffnen sich durch diese Erkenntnis ganz neue Möglichkeiten in Richtung Berlin. Denn nun stelle sich die Frage: «Können wir gegenüber dem Bund gewisse Unterstützungsleistungen fordern, die man in der Vergangenheit vielleicht nicht gesehen hat?»
Der Projektleiter am Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL), Sönke Maatsch, sagte bei der Präsentation der Studie: «Nach der Untersuchung sichert der Hamburger Hafen deutschlandweit 607.000 Arbeitsplätze.» Nur 124.000 davon befänden sich in der Metropolregion Hamburg. Direkt abhängig vom Hafen seien rund 114.000 Arbeitsplätze. Sie gäbe es ohne den Umschlagplatz an der Elbe nicht.
Der Vorgängeruntersuchung von 2014 zufolge waren sogar 156.000 Jobs in Hamburg und der Metropolregion direkt vom Hafen abhängig. Diese Zahl habe sich jedoch reduziert, weil nun etliche Bereiche nicht mehr berücksichtigt worden seien. Maatsch zählte dazu etwa den Handel, Reedereien, Banken und Schiffsfinanzierer. Auf der anderen Seite sei die Zahl der bundesweit betroffenen Jobs deutlich gestiegen.
Der Studie zufolge sichert ein einziger Beschäftigter an den Terminals mit seiner Arbeit bundesweit 141 Jobs, wie Maatsch sagte. Allein 110 davon befänden sich in der hafenbezogenen Industrie, also in Unternehmen, die für ihre Exporte auf Häfen angewiesen seien.
Die mit dem Hamburger Hafen verbundene Bruttowertschöpfung betrage bundesweit rund 50,8 Milliarden Euro. 12,4 Milliarden Euro davon fielen in der Metropolregion an. Nach Angaben von Prof. Michael Bräuninger vom Hamburger Economic Trends Research (ETR) spült der Hafen bundesweit rund 1,26 Milliarden Umsatz- und knapp 960 Millionen Euro Einkommensteuer in die Staatskasse. Hinzu kämen mehr als 350 Millionen Euro an Gewerbe- und Körperschaftsteuern. Die Daten für die Untersuchung von ISL, ETR, der Fraunhofer-Gesellschaft und der Rambøll Group beziehen sich auf das Vor-Corona-Jahr 2019.
Überregional besonders beschäftigungswirksam sei der Containerumschlag, sagte Maatsch. Er beinhalte auch den Container-Hinterlandverkehr per Zug und Lkw ins ganze Bundesgebiet – während in Hamburg selbst konventionelles Stückgut, trockenes Massengut und die Kreuzfahrt überproportional viele Jobs sichere. «Das liegt daran, dass die entsprechenden Industrien (…) direkt im Hafen sitzen», sagte Maatsch.