Im Suezkanal staut es sich weiter: Schlepperboote versuchten dort am Donnerstag noch immer, ein gestrandetes Containerschiff freizubekommen. Bis dahin werde die Schifffahrt auf der Seestraße vorübergehend eingestellt, teilte die Suezkanal-Behörde mit.
Sie machte keine Angaben dazu, wie lange die Arbeiten noch dauern könnten. Ägyptens staatliche Zeitung «Al-Ahram» zitierte einen Experten, der davon ausgeht, dass der quergestellte Frachter erst in einigen Tagen aus dem Weg geräumt werden kann.
Das 400 Meter lange Schiff war am Dienstag auf Grund gelaufen, weil der Kapitän wegen eines Sandsturms schlechte Sicht hatte. Derzeit versuchen acht Schlepper, «Ever Given» wieder flott zu bekommen. Von der Suezkanal-Behörde veröffentlichte Fotos zeigen Bagger, die Schlamm unter dem Containerschiff wegschaufelten, während Schlepperboote an ihm zogen.
Nach Angaben des Seefahrts- und Logistikunternehmens GAC warten derzeit noch rund 70 Schiffe an Ankerplätzen in den Städten Port Said und Suez auf die Weiterfahrt. Nach Angaben des Versicherungskonzerns Allianz standen zunächst mehr als 100 Schiffe im Stau.
Noch hat der Vorfall keine gravierenden Auswirkungen auf den Hamburger Hafen. Die Blockade könnte aber zu einem Problem für Europas drittgrößte Anlaufstelle für Seeschiffe werden. «Der Suezkanal ist nun mal die Hauptverbindungsroute zwischen Fernost und Europa», sagte die Vorstandsvorsitzende des Hamburger Hafenkonzerns HHLA, Angela Titzrath. «Deswegen hoffen wir natürlich sehr, dass es nicht zu langfristigen Störungen im Kanal kommt – und dann eben zu wirklich dramatischen Verzögerungen im Fahrplan.»
Die HHLA – Betreiberin von drei der vier Containerterminals im Hamburger Hafen mit einem Umschlag von knapp 6,8 Millionen Standardcontainern (TEU) im vergangenen Jahr – sei Verspätungen gewohnt. «Keines der Schiffe ist in diesem Jahr pünktlich gewesen.» Bislang hätten jedoch vor allem die Corona-Pandemie, das Wetter oder Streiks in anderen Häfen zu Verzögerungen geführt. Der Konzern könne auch die jetzige Situation handhaben.
Inzwischen hat sich auch die britische Regierung in den Fall eingeschaltet. «Wir sind bereit, jede erdenkliche Hilfe zu leisten», sagte ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson. Die Ankunft einiger Waren könne sich zwar verzögern, britische Unternehmen hätten aber bislang keine Bedenken wegen der Blockade.
Die von der chinesischen Evergreen Line betriebene «Ever Given» war von China auf dem Weg nach Rotterdam in den Niederlanden und sollte danach Anfang April auch Hamburg anlaufen. Sie fährt unter der Flagge Panamas. Nach Expertenangaben gehört der Frachter zu den größten Containerschiffen der Welt.
Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer. 2020 durchfuhren nach Angaben der Suezkanal-Behörde fast 19.000 Schiffe den Kanal, im Schnitt gut 50 am Tag.