Mit der wachsenden Reiselust nach der Corona-Krise steuert der Tui-Konzern im Sommer auf ähnlich hohe Kundenzahlen zu wie vor der Pandemie. Bisher zählt Tui-Chef Sebastian Ebel für die wichtigsten Urlaubsmonate rund 8,3 Millionen Buchungen und damit nur vier Prozent weniger als zur gleichen Zeit im Jahr 2019. Ob der Sommer etwas schwächer oder etwas besser ausfällt als damals, wollte der Manager bei der Vorlage der Quartalszahlen des weltgrößten Reisekonzerns am Mittwoch nicht vorhersagen. Auch eine genauere Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr wagte er nicht.
Der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) und die Staatsbank KfW hatten Tui während der Corona-Krise mit insgesamt 4,3 Milliarden Euro vor dem Untergang gerettet. Inzwischen nähert sich Tui wieder deutlich besseren Zeiten. Angesichts der vielen Buchungen für den Sommer sieht Ebel den Konzern auf Kurs, den um Sonderposten bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September «signifikant» zu steigern.
Die Kunden geben mehr Geld für den Urlaub aus
Nach Milliardenverlusten während der Corona-Krise hatte Tui im vergangenen Geschäftsjahr wieder einen operativen Gewinn von 409 Millionen Euro erzielt. Das war aber noch deutlich weniger als vor der Pandemie: So hätte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2018/19 ohne die Belastungen durch das damalige Flugverbot für die Boeing-Jets vom Typ 737 Max im Tagesgeschäft rund 1,2 Milliarden Euro verdient. Auf diesem Niveau will Tui in den kommenden Jahren wieder aufbauen.
Für Sommer 2023 geht Ebel jedenfalls davon aus, dass der Konzern seine mit der Inflation gestiegenen Kosten durch höhere Reisepreise mindestens wettmachen kann. Denn die Kunden greifen für ihre Urlaube erneut tiefer in die Tasche. So liegt der durchschnittliche Preis der verkauften Tui-Reisen für den Sommer den Angaben zufolge bisher 5 Prozent höher als im Vorjahr. Im Vergleich zu Sommer 2019 geben die Menschen im Schnitt sogar 26 Prozent mehr aus.
Zuletzt lag die Zahl der Sommerbuchungen den Angaben zufolge 13 Prozent höher als vor einem Jahr und erreichte 96 Prozent des Niveaus von 2019. Gegen drohende Engpässe und Ausfälle im Flugverkehr in diesem Sommer hat sich Tui laut Ebel gewappnet. «Da haben wir absolut Vorsorge getroffen, anders als in den Vorjahren.» Der Konzern halte immer 12 bis 13 Flugzeuge in Bereitschaft. Zudem habe das Unternehmen schon alle neuen Flugzeuge erhalten, die für Sommer geplant seien.
Im zweiten Geschäftsquartal bis Ende März erholte sich Tui im Tagesgeschäft weiter von der Corona-Pandemie. So legte der Umsatz im Vergleich zu Vorjahreszeitraum um etwa die Hälfte auf rund 3,2 Milliarden Euro zu. Der saisontypische operative Verlust vor Sondereffekten (bereinigtes Ebit) verringerte sich um gut ein Viertel auf rund 242 Millionen Euro. Der auf die Aktionäre entfallende Nettoverlust vergrößerte sich auch wegen einer geringeren Steuergutschrift um knapp neun Prozent auf 364 Millionen Euro.
Im April hatte Tui mithilfe einer Kapitalerhöhung die letzten Staatshilfen an den WSF zurückgezahlt. Von den Hilfsgeldern aus der Pandemie hat der Konzern nur noch eine Kreditlinie von 1,1 Milliarden Euro bei der KfW behalten, diese aber derzeit nicht genutzt.