Die Hoffnung auf eine Trendwende in der unorthodoxen Geldpolitik der Türkei hat den Aktienmarkt des Landes am Montag angetrieben. Der ISE 100, Leitindex der Istanbuler Börse, erklomm mit 5730 Punkten ein Rekordhoch und gewann damit seit der Stichwahl des türkischen Präsidenten Ende Mai ein Viertel an Wert. Aufgrund der hohen Inflation des Landes bleibt er in US-Dollar gerechnet allerdings auf Jahressicht mit minus 18 Prozent unter den schwächsten Benchmark-Indizes.
Am Freitag hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan mit Hafize Gaye Erkan eine ehemalige US-Bankerin zur Chefin der türkischen Zentralbank ernannt. Zuvor hatte er mit Mehmet Simsek bereits einem ehemaligen Investmentbanker den Posten des Finanzministers gegeben.
Die Inflation in der Türkei lag zuletzt bei knapp 40 Prozent. Die türkische Landeswährung Lira war am Freitag auf ein Rekordtief im Vergleich zum Euro gerutscht und am Montag auf eines zum Dollar.
Beides sehen Fachleute unter anderem in der von Erdogan präferierten Niedrig-Zins-Politik begründet. Er hatte die Notenbank in der Vergangenheit immer wieder unter Druck gesetzt, die Zinsen trotz der sehr hohen Inflation niedrig zu halten und Chefs mehrmals ausgetauscht. Die Abwertung der Währung hatte sich mit Erdogans Wiederwahl nochmals beschleunigt.