Der deutsche Aktienmarkt hat eine starke Woche mit positiver Tendenz abgeschlossen. Der Dax hangelte sich am Freitag von Rekord zu Rekord und stieg am Nachmittag erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 16.400 Punkten. Der große Verfallstag an den Terminbörsen stützte die Kurse. Um die Mittagszeit waren an der Eurex Futures und Optionen auf den deutschen Leitindex ausgelaufen. Gegen Handelsschluss verfielen auch Futures und Optionen auf Aktien.
Letztlich gewann der Dax 0,41 Prozent auf 16.357,63 Zähler. Daraus resultierte ein sattes Wochenplus von 2,6 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen schloss 0,55 Prozent höher bei 27.480,82 Punkten.
Für den EuroStoxx 50, den Leitindex der Eurozone, ging es um 0,7 Prozent auf 4394,82 Zähler nach oben. In Paris gab es ein Plus von 1,3 Prozent, in London einen Anstieg um 0,2 Prozent. In den USA verharrte der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss.
Mit einer Zinspause der US-Notenbank Fed im Juni und einer weiteren Zinsanhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie jeweils weiteren in Aussicht gestellten Zinsschritten hatten die großen Notenbanken an den vorangegangenen Tagen die Erwartungen der meisten Marktteilnehmer getroffen. Gleiches galt auch für die Bank of Japan, die allerdings vorerst weiter an ihrer extrem lockeren Geldpolitik festhält.
Der Aktienmarkt lasse sich derzeit nicht von einer nächsten Zinsanhebungsrunde abschrecken, konstatierte CMC-Marktanalyst Konstantin Oldenburger. «Die Investoren sehen zwar das Risiko, dass die Geldpolitik den Bogen überspannen könnte, finden aber dafür in den aktuellen Konjunkturdaten noch keine Anzeichen.» So könnten zu starke Zinserhöhungen die Wirtschaft nicht nur abkühlen – wie erwünscht, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen -, sondern deutlich belasten.
Unter den Einzelwerten im Dax standen einmal mehr die Aktien von Rheinmetall im Blick. Sie legten als Spitzenwert im Leitindex um 4,9 Prozent zu. Händler verwiesen auf Aussagen von Vorstandschef Armin Papperger über einen bevorstehenden milliardenschweren Munitions-Rahmenvertrag mit der Bundesregierung. Das seien in der Regel Geschäfte mit hohen Margen, begründete ein Händler die Kursgewinne der Aktie des Rüstungsunternehmens und Autozulieferers. Im Gefolge ging es auch für die Papiere des Rüstungselektronikherstellers Hensoldt im MDax um 3,3 Prozent hoch.
Nach einem bislang schlecht verlaufenen Börsenjahr für deutsche Internet-Werte griffen Anleger außerdem weiter bei Zalando, Delivery Hero oder Hellofresh zu, die Kursgewinne zwischen 1,6 und 3,8 Prozent verbuchten. Vor allem das Papier des Modehändlers Zalando ist weiter deutlich auf Erholungskurs und legte im Wochenverlauf um knapp 10 Prozent zu.
Zu den schwächsten Dax-Werten gehörten die Papiere der Deutschen Bank mit minus 2,5 Prozent. Finanzchef James von Moltke hatte sich am Vortag über erwartete Rückgänge bei den Handelserträgen geäußert.
Eine Studie der US-Bank JPMorgan verhalf im SDax den Anteilen von Morphosys zu einem Kurssprung von mehr als 8 Prozent. Analyst James Gordon stufte die Aktie um gleich zwei Bewertungsschritte von «Underweight» auf «Overweight» hoch. Zudem verdreifachte er das Kursziel auf 36 Euro. «Wir setzen auf Pelabresib», schrieb er. Für das Mittel gegen eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks und Blutes stehen Ende des Jahres Phase-III-Studiendaten an.
Eine Reihe von Aktien wurde am Freitag mit einem Dividendenabschlag gehandelt, unter ihnen Brenntag, Deutsche Wohnen und DWS.
Der Euro notierte zuletzt bei 1,0925 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0966 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,55 Prozent am Vortag auf 2,56 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,03 Prozent auf 124,57 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,16 Prozent auf 133,06 Punkte.