Das zur Schließung anstehende Elektronik- Werk des Autozulieferers Continental im hessischen Karben bekommt voraussichtlich eine Gnadenfrist.
Nach Warnstreiks und langwierigen Verhandlungen haben sich die IG Metall und das Unternehmen in einem Sozialtarifvertrag darauf geeinigt, die Produktion erst zum Jahresende 2025 auslaufen zu lassen. Das bestätigten am Donnerstag beide Seiten.
Zum ursprünglich geplanten Schließungsdatum am Jahresende 2023 sollen nun noch mindestens 150 Menschen im Werk beschäftigt sein. Die Einheit «Engineering Services» mit 187 Beschäftigten werde zudem dauerhaft am Standort bleiben, wie die IG Metall mitteilte. Insgesamt geht es um rund 1100 Beschäftigte im Automotive-Werk. Das benachbarte Werk der Conti-Gummisparte ist nicht betroffen.
Laut IG Metall können mehr als 300 Leute ein umfangreich ausgestattetes Programm zu Altersteilzeit nutzen. Für die übrigen gebe es Abfindungen und eine Beschäftigungsgesellschaft, die Mitarbeiter qualifizieren und an andere Arbeitgeber vermitteln soll. Gewerkschaftsmitglieder würden mit Bonusregelungen besser gestellt, erklärte der Frankfurter Bevollmächtigte der IG Metall, Michael Ehrhardt. Laut einer früheren Vereinbarung können zudem die Auszubildenden ihre Lehre abschließen. Sie sollen auch ein Übernahmeangebot erhalten, allerdings nicht zwingend für Karben.
Erhardt sprach die Hoffnung aus, dass die verbleibende Einheit CES ihre Geschäftsfelder in den kommenden Monaten ausbauen und möglicherweise zusätzliche Leute einstellen könne. Für die frei werdenden Gebäude wollen Unternehmen und Gewerkschaft geeignete Nachnutzer suchen. Die Gewerkschaft hatte bereits einen 24-Stunden-Warnstreik durchgeführt und stand kurz vor der Urabstimmung zu einem unbefristeten Streik. Bis zum 12. Mai haben die Gremien und Mitglieder nun Zeit, über das Ergebnis der Verhandlungen abzustimmen.