Belastet vom anhaltenden Nahost-Konflikt und hohen Anleiherenditen hat der deutsche Aktienmarkt seine Talfahrt am Montag fortgesetzt. Der Dax notierte gegen Mittag 1,02 Prozent tiefer bei 14.648,06 Punkten. In der Vorwoche war der Leitindex unter die viel beachtete Marke von 15.000 Punkten auf ein Siebenmonatstief gefallen und hatte mehr als zweieinhalb Prozent eingebüßt. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor zum Wochenstart 1,29 Prozent auf 23.755,01 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um rund 0,7 Prozent nach unten.
Die Anleger agieren vor allem wegen der Befürchtungen über eine weitere Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas vorsichtig. Zudem bremsen die anhaltend hohen Renditen am US-Anleihemarkt die Kauflust. Gerade die Rendite für richtungsweisende zehnjährige Staatspapiere beeinflusst die Bewertungen am Aktienmarkt spürbar, wie Stephen Innes vom Vermögensverwalter SPI Asset Management erklärte.
«Die Zeit, in der Anleger die Flut an negativen Nachrichten ignoriert haben, ist vorüber. Sie realisieren nun, dass nicht nur die Zinsen für längere Zeit auf hohem Niveau bleiben, sondern auch die geopolitischen Krisen nicht so schnell gelöst werden können», kommentierte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets.
Unter den Einzelwerten sackten Aktien von Volkswagen auf den tiefsten Stand seit dreieinhalb Jahren ab und verloren zuletzt 2,8 Prozent. Der Autokonzern hatte am Freitag nach Börsenschluss vorläufige Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht und das Gewinnziel für 2023 reduziert. Das operative Ergebnis und die Marge des Autobauers hätten enttäuscht, schrieb Jefferies-Analyst Philippe Houchois. Aus Sicht des JPMorgan-Experten Jose Asumendi ist der eingetrübte Ergebnisausblick hingegen keine substanzielle Verschlechterung.
Aktien von Dürr litten unter Analysten-Abstufungen und setzten ihre Talfahrt vom Freitag mit minus 3,9 Prozent fort. Analyst Nicolai Kempf von Deutsche Bank Research stufte die Papiere des Anlagenbauers von «Buy» auf «Hold» ab und senkte das Kursziel von 45 auf 25 Euro. Auch die Investmentbank Oddo BHF setzte ihr Anlagevotum herab.
Die Titel von Varta profitierten von erneuten Spekulationen über einen Großauftrag des iPhone-Konzerns Apple und schnellten als SDax-Spitzenreiter um 5,5 Prozent hoch. Der Chef des Batterieherstellers, Markus Hackstein, sprach in einem Interview von Lieferungen an einen wichtigen Großkunden, «der zuvor die Abrufe seiner Aufträge zurückgestellt» habe. Wer der Kunde für Minikopfhörer-Akkus sei, wollte er nicht sagen, doch galt Apple früher mit Blick auf Akkus für Airpods als einer der wichtigsten Varta-Kunden.
Ein optimistischerer Unternehmensausblick verlieh den Papieren von Atoss mit plus 3,7 Prozent frischen Schwung. Der Softwarespezialist legte im dritten Quartal bei Umsatz und Gewinn weiter zu und zeigt sich nun zuversichtlich, seinen Jahresausblick leicht zu übertreffen.