Nachdem die Kosten der Arbeitslosigkeit in Deutschland 2022 nach der Corona-Pandemie gefallen waren, gehen Arbeitsmarktforscher für die Jahre 2023 und 2024 wieder von steigenden fiskalischen Kosten aus.
Die Zahl der Arbeitslosen sei im Jahresmittel 2023 gegenüber 2022 um knapp 200.000 geklettert, sagte Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg. Zudem sei der Regelsatz im Bürgergeld inflationsbedingt zu Jahresbeginn um 11,8 Prozent erhöht worden,
Auch für 2024 erwartet er keine fiskalische Entlastung. «So dürfte die Arbeitslosigkeit zu Jahresbeginn bereits um rund 100.000 über dem Jahresmittelwert aus 2023 liegen, und zum Januar folgt eine weitere Regelsatzerhöhung von gut 12 Prozent», sagte Weber. «Um die Kosten weiter zu senken, müsste sich der derzeit steigende Trend bei der Arbeitslosigkeit umkehren.»
Corona hat langfristigen Abwärtstrend unterbrochen
Die Kosten der Arbeitslosigkeit in Deutschland waren in den vergangenen rund 20 Jahren gemessen am Bruttoinlandsprodukt deutlich gesunken. So waren im Jahr 2004 noch 4,2 Prozent der Wirtschaftsleistung zur Finanzierung der Arbeitslosigkeit aufgewendet worden. 2019 waren es nur noch knapp 1,5 Prozent. Der Abwärtstrend wurde in den Corona-Jahren 2020 und 2021 unterbrochen.
2022 lagen die Kosten mit 60,6 Milliarden Euro bei 1,56 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. 55 Prozent entfielen auf Transferleistungen wie Arbeitslosengeld und Bürgergeld. Die restlichen 45 Prozent der Kosten machen Mindereinnahmen in der Steuer und bei der Sozialversicherung aus.
Weber mahnte die Bundesagentur für Arbeit zum Aufbau einer finanziellen Reserve. Die Rücklage in Höhe von fast 26 Milliarden Euro war in der Corona-Pandemie aufgebraucht worden. Die Bundesagentur plant in ihrem Haushalt, wieder mit dem Aufbau einer Rücklage zu beginnen. Für 2023 sind 2,7 Milliarden vorgesehen, für 2024 liegt der Ansatz bei 2,1 Milliarden Euro. Ziel ist es, in zehn Jahren wieder bei rund 26 Milliarden zu sein, was für die Finanzierung einer mittleren Rezession nötig ist. Allerdings könnte der Rücklagenaufbau ins Stocken geraten: Der Bund fordert in den nächsten vier Jahren Zuschüsse aus der Corona-Zeit in Höhe von 5,2 Milliarden Euro zurück.