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Waldbesetzer neben Tesla-Fabrik wollen lange bleiben

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Mrz 1, 2024 , ,
Mit der Besetzung will die Initiative «Tesla stoppen» eine Rodung des Waldstücks und eine Erweiterung des Tesla-Geländes verhindern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/dpa)

Die Umweltaktivisten im besetzten Wald nahe der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin haben sich auf einen wochenlangen Protest eingerichtet. «Je länger die Besetzung dauert, desto besser», sagt eine Sprecherin der Initiative «Tesla stoppen».

Die Besetzung des Waldstücks aus Protest gegen die geplante Erweiterung des Tesla-Geländes begann in der Nacht. Die Initiative rief weitere Unterstützer auf, das Camp zu besuchen und noch Material wie Bauholz, Sägen, Kletterausrüstung und Hängematten mitzubringen. «Wir hoffen, dass noch mehr Leute vorbeikommen.»

Im Camp neben der E-Autofabrik von Elon Musk halten sich nach Angaben der Initiative um die 80 bis 100 – teils vermummte – Umweltaktivisten auf. Sie errichteten Baumhäuser in mehreren Metern Höhe, spannten Seile zwischen den Kieferbäumen und schlugen Zelte auf. Die Protestinitiative will die Rodung des Waldes für eine Tesla-Erweiterung verhindern.

Der E-Autobauer plant, neben dem 300 Hektar großen bestehenden Werksgelände einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten zu errichten. Dafür sollen mehr als 100 Hektar Wald weichen.

Die Erweiterungspläne von Tesla waren auch bei einem Bürgerentscheid vor einigen Tagen mehrheitlich abgelehnt worden. Zudem gibt es zwischen dem Unternehmen und dem zuständigen Wasserverband Streit wegen einer Überschreitung von Abwassergrenzwerten.

Kritik an Kommunikation von Tesla

Angesichts des Widerstands gegen die Tesla-Fabrik in Grünheide haben die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) dem Autobauer zu einer offensiveren Kommunikation und Informationspolitik geraten. «Es ist eine ein bisschen ungewöhnliche Strategie, mit niemandem zu sprechen, außer mit den zuständigen Stellen», sagte der UVB-Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp am Freitag im RBB-Inforadio. «Da ist sehr viel Luft nach oben, weil man ja Botschaften senden kann, die auch die Kraft haben zu überzeugen», meinte Schirp. So sei kaum bekannt, dass Tesla für das Werk «keinen einzigen Euro Fördergeld» vereinnahmt habe. 1200 der 12.000 Beschäftigten – also ein Zehntel – seien aus der Arbeitslosigkeit heraus eingestellt worden.

Polizei hält sich zurück

Die Polizei sieht keinen Anlass, das Zeltlager im Wald aufzulösen, beobachtet das Geschehen dort aber. «Man hat auch weiterhin ein Auge drauf», sagte ein Sprecher. Der Protest im Kiefernwald kann bis zum 15. März fortgesetzt werden, wie die Polizei entschieden hatte.

Von der Initiative hieß es: «Wir sind gesprächsoffen, lassen uns aber nicht aus dem Wald verdrängen.» Die Initiative «Tesla stoppen» wollte am Freitag auch beim Klimaprotest in Berlin sprechen, zu dem die Klimabewegung Fridays for Future aufgerufen hatte. An diesem Samstagnachmittag ist in Grünheide ein Waldspaziergang aus Protest gegen Tesla geplant und ein Klavierkonzert im Wald.

Tesla äußerte sich auf Nachfrage bislang nicht zu dem Protestcamp neben der Fabrik – auch die Gemeinde Grünheide nicht. Unterstützung bekommen die Umweltaktivisten von der Bürgerinitiative vor Ort.

Forderung an Brandenburgs Regierungschef

Die Bürgerinitiative Grünheide rief Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dazu auf, das Camp zu besuchen und mit den Besetzern zu sprechen. Im Wald bei der E-Autofabrik kamen am Donnerstag um die 100 Aktivisten zusammen, von denen etliche auch bei Protestaktionen im Hambacher Forst oder im Braunkohle-Dorf Lützerath dabei waren.

Die Umweltschützer kritisieren neben der geplanten Rodung von Wald unter anderem auch den Abbau von Lithium für Batterien. Sie werfen Tesla eine Gefährdung des Trinkwassers vor und schlechten Arbeitsschutz. «Saubere Autos sind eine dreckige Lüge» und «Wasser ist ein Menschenrecht» war auf Plakaten zu lesen.

Ostbeauftragter: Protest bei Planung von Großprojekten auch mitdenken

Mit Blick auf den Widerstand gegen Großfabriken wie Tesla rät der Ostbeauftragte Carsten Schneider den Unternehmen, bei den Menschen am Ort für sich zu werben. Aus Schneiders Sicht sind Industrieansiedlungen auch in Ostdeutschland kein Selbstläufer mehr. «Ich nehme da in Ostdeutschland eine Veränderung wahr», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. «Früher wurde praktisch jedes Großprojekt begrüßt, solange es nur Arbeitsplätze brachte. Jetzt gibt es vereinzelt auch mal Widerstände. Das muss man bei der Planung künftig mitdenken.» Die Erweiterungspläne des US-Elektroautobauers waren bei einem Bürgerentscheid in der betroffenen Gemeinde Grünheide vor einigen Tagen mehrheitlich abgelehnt worden.

Wasserverband berät über Grenzwert-Überschreitungen beim Abwasser

Heute berät der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) bei einer außerordentlichen Versammlung, ob er die Abwasserentsorgung bei Tesla einstellen wird. Denn Tesla hat nach amtlichen Messungen bestimmte Abwassergrenzwerte überschritten. Der Landkreis Oder-Spree sieht aber keine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung, wie er auf Anfrage mitteilte.